mobile Navigation

Album

Auto-Liebe rostet noch

Von: Rita Angelone

05. März 2019

Die Angelones.

«Macht doch kein solches Aufheben – das ist jetzt wirklich kein Big Deal, dass ihr mit dem Zug in die Ferien gefahren seid!» So und ähnlich erreichten uns ein paar Rückmeldungen auf unsere letzte Kolumne. Natürlich ist es kein grosser Schritt für die Menschheit, dass wir das Auto zu Hause stehen gelassen haben. Doch für unsere Familie war es eine rechte Umstellung. Vor allem für mich.

Meine Autoliebe stammt aus meiner Zeit im Glarnerland. Eine Zeit, in der ein Zug pro Stunde durch das Tal fuhr. Im Winter blieb sogar dieser manchmal im Schnee stecken und fuhr dann verspätet oder gar nicht. Busse gab es keine. Das Zugfahren zwischen Schwanden und der Kanti in Glarus war ein täglicher Stress: Morgens kamen wir vom Hinterland stets so knapp am Hauptort an, dass wir wie blöd zur Schule rennen mussten, um nicht zu spät zu kommen und einen Eintrag im Klassenbuch zu kassieren. Abends liessen uns die Lehrer genau diese paar Minuten zu spät gehen, die uns den Zug nach Hause verpassen liessen. Dann galt es, eine ganze Stunde am Bahnhof zu verharren. Im Winter reichte der Platz im rauchfreien Wartesaal nicht aus, sodass wir die Hausaufgaben halt im Raucherteil zu erledigen begannen. Nach einem anstrengenden Schultag kam es schon drauf an, ob man wegen dieses einen Zugs, dem man immer hinterherrennen musste, schon um fünf oder aber erst um sechs zu Hause ankam, Raucher­lunge inklusive.

Nur verständlich, dass wir als Teenies früh von einem Auto träumten, oder? Jeder, der 18 wurde, wollte damals nur eines: der Permis machen und Auto fahren. Um flexibel vom Hinterland in die Zivilisation – sprich: nach Rappi oder besser grad nach Züri – fahren zu können. So ist meine Autoliebe entstanden, und von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschiedet man sich nun mal nicht so einfach. Umso stolzer bin ich, dass ich als Glarnerin über all die Jahre den Zürcher Way of Life nach und nach angenommen habe und immer öfter auf das Auto verzichten kann!

zurück zu Album

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare