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Der Sinneswandel
Von: Rita Angelone
Vor acht Jahren um diese Jahreszeit lief mein bezahlter Mutterschaftsurlaub aus. Ich erinnere mich deshalb immer wieder so gut daran, weil mit diesem Abschluss auch eine eigentliche Identitätskrise einherging: Wie wollte ich mich definieren, wenn man mich danach fragen würde, was ich im Leben mache. Ich war es ja so gewohnt, diese Frage mit einer umschweifenden Beschreibung meines tollen und verantwortungsvollen Jobs zu beantworten.
Obwohl ich mir damals einredete, nicht im herkömmlichen Sinn arbeitslos zu sein, sondern viel mehr arbeitsfrei, da ich ganz bewusst entschieden hatte, eine Zeit lang voll und ganz Mutter und Hausfrau zu sein, fühlte ich mich eben doch arbeitslos. Nicht, weil ich damals mit unserem Erstgeborenen nicht genug zu tun gehabt hätte, sondern weil ich vor lauter mich niederwälzenden Herausforderungen noch so gerne arbeiten gegangen wäre. Irgendetwas. Irgendwo. Hauptsache, ich hätte für ein paar Stunden am Tag von zu Hause wegkönnen, ausbrechen von diesem noch so unbekannten und deshalb so strengen und zugleich monotonen Leben mit einem Baby allein zu Hause.
Damals konnte ich es kaum erwarten, dass mein neues Leben es zulassen würde, mich wieder beruflich zu engagieren, und ironischerweise tat ich es ausgerechnet dann, als es eigentlich am schwierigsten war, nämlich dann, als der Jüngere auf die Welt kam. Doch genau dann war der Leidensdruck am grössten und damit die Notwendigkeit, dem Ganzen einen Kontrapunkt zu setzen. Nachdem ich den Kraftakt des beruflichen Wiedereinstiegs erfolgreich gemeistert hatte, freute ich mich damals als Nächstes auf den Schuleintritt meiner Buben: Wie würde ich, wenn sie sozusagen den ganzen Tag ausser Haus sein würden, mein Arbeitspensum wieder hochschrauben können!
Heute habe ich endlich zwei Schulkinder. Und wissen Sie was? Ich habe mein Arbeitspensum reduziert. Nein, ich habe jetzt nicht mehr Zeit für mich. Ich habe jetzt viel mehr Zeit für meine Jungs!
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Leserkommentare
Angela Breitkopf - Vielen Dank für den Artikel, gutes Thema! Und Du hast auch die "Identitätskrise" bei Kind 1 sehr gut beschrieben. Nur: Wie genau kam der titelgebende Sinneswandel denn nun zustande? Welche Auslöser gab es? Und was genau ist jetzt anders?
Jessica Hamel - Ich verstehe diesen 'Abstand' von zuhause vollkommen... Nach der Geburt meines ersten Sohnes ging ich wieder 60% arbeiten, weil a) mein Mann 50% neben seinem Schichtjobund meine Grosseltern 10% zu ihm schauen konnten und b) weil schlichtweg auf einen Teil meines
mehr anzeigen ... Lohnes angewiesen waren. Nun arbeite ich seit der Geburt meines 2ten 30% mit Betreuung dirch eine supertolle Tagesmutter. Wir geniessen es!
Susanne Buchli - Für meinen Mann und mich war es von anfang an klar das ich mit den kindern zuhause bin jetzt sind sie 3 1/2 und 16 monate und ich geniesse die zeit die ich mit ihnen verbringen darf .seit etwa 5 monaten arbeite ich stunden weise in einem alterheim abends
mehr anzeigen ... jeweils von 17:00-19:00 2-3 die woche es ist ein schöner ausgleich und die kinder müssen nicht fremd betreut werden da dann der papa zuhause ist .ich würde es genau wieder so machen ,weiss aber auch das das nur geht dacwir glück mit der wohnung (miete ) und so haben da ich gar nicht arbeiten muss um uns finanziell zu unterstützen ,so kommt einfach noch ein batzen zum sparen dazu .