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Album

Rita Angelone (48) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

Die Grenzen der Kontrolle

27. Juni 2016

Auch wenn Paul gottlob gefunden wurde, beschäftigt mich seine Geschichte weiter. Insbesondere die einhergehende Meinung, dass sie nicht passiert wäre, wenn seine Eltern ihn «besser» kontrolliert hätten. Natürlich möchten wir Eltern am liebsten genau wissen, was unsere Kinder den lieben langen Tag treiben. Doch wie soll uns diese höchst herausfordernde erzieherische Gratwanderung zwischen Loslassen, Vertrauen und eben doch Kontrollieren­müssen «richtig» gelingen? Auch unseren Eltern gelang sie nicht, obwohl sie sich nicht einmal mit der Internetgefahr auseinandersetzen mussten. Damals besuchten Jungs, die nicht viel älter als Paul waren, mittwochnachmittags Senioren, die zum Fünflibertauchen in ihre Pools einluden, ohne dass deren Eltern je davon erfahren hätten. Es gab diese Meitli, die samstagnachts verbotenerweise autostoppten oder die, um sich ein Taschengeld dazuzuverdienen, ihre Höschen ganz ohne Internet an den Mann brachten. Im Unwissen der Eltern. Wüssten wir Eltern, welche Gefahren wir grad im Auge behalten sollten, täten wir es auch «besser».

Doch Kinder sind uns immer einen Schritt voraus. Wir Eltern hinken stets hinterher und kontrollieren das, wofür wir sie für fähig halten. Sie aber überraschen uns nicht nur mit ihrer ersten Drehung, ob welcher sie fast vom Wickeltisch gefallen wären, sondern mit jeder neu erworbenen Fähigkeit immer wieder aufs Neue. Oft ist es pures Glück, wenn wir ihnen zuvorkommen und sie vor Gefahren schützen können. Manchmal ist es aber auch nur trauriges Schicksal, wenn es uns nicht gelingt. Denken wir nur kurz darüber nach, wie oft wir unsere Eltern hintergangen haben, ohne dass sie eine Chance gehabt hätten, dies zu merken und uns zu beschützen.

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