mobile Navigation

Album

Die Sommerzeitdepression

Von: Rita Angelone

08. März 2016

«Mamma, es isch wieder heller am Abig! Fascht wie im Summer! Cool, gäll?» Ja, schampar cool. So cool, dass ich beim Gedanken an den Sommer gleich Sommervögel im Bauch spüre, die mir aber keine Euphorie, sondern eine Magenverstimmung bescheren. Denn: Statt mich auf die Frühlings- und Sommermonate zu freuen, graut es mir vor den Auswirkungen dieser hellen und nie enden wollenden Tage. Seit ich Kinder habe, leide ich nämlich unter einer ganz eigenen Art von Sommerverstimmung. Erstmals trat sie auf, als ich wegen der Zeitumstellung auf den Sommer nicht nur die neue Zubettgehzeit unseres damals kleinen Grossen berechnen, sondern ihn auch bereits Tage zuvor in kleinen Schritten auf den verschobenen Tagesablauf trimmen musste, damit er uns ja nicht aus dem hart erkämpften Schlafrhythmus geraten könnte. Später war es die sommerliche Krippen-Sandkastensaison, die zusätzlich auf meine Stimmung drückte: Den ganzen Arbeitstag hindurch dachte ich an nichts anderes als an den so ungeliebten allabendlichen Zusatzaufwand, um die mit Sand zubetonierten Buben, ihre Kleider und in der Folge auch unser halbes Haus wieder sauber zu kriegen. Heute ist es das «Sommer-ADHS», das mit der Zeitumstellung einhergeht, das mir zu schaffen macht: Dieser Overkill an Sonnenlicht lässt die Kinder vor Energie strotzen und schier durchdrehen. Vordergründig verspüren sie keine Müdigkeit, wollen nicht ins Bett, sind in der Folge aber trotzdem ein halbes Jahr lang ständig übermüdet und dementsprechend widerspenstig drauf. Ganz ehrlich: So sehr ich den Sommer auch liebe – diese Facette an ihm hasse ich zutiefst.

Rita Angelone (47) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

zurück zu Album

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare