Es wird wieder anders

Das Familienoberhaupt und ich lieben Musik. Von unserer Leidenschaft habe ich Ihnen vor fast zehn Jahren auch schon berichtet. Im Dezember 2009 hatten wir uns mit einem Depeche-Mode-Konzert ein Weihnachtsgeschenk gemacht und uns damit nicht zuletzt auch beweisen wollen, dass sich für uns und unsere Art zu leben nie etwas ändern würde – Kinder hin oder her.

Damals war unser Grosser erst drei und unser Kleiner gerade mal eineinhalb Jahre alt. Alleine die Vorbereitungen auf den Konzertbesuch kosteten Zeit und Nerven: Wer würde auf beide Kinder aufpassen? Sie zu den Grosseltern bringen oder die Grosseltern zu uns kommen lassen? Was sollten sie ihnen zum Znacht machen, wer und wann würde die Kinder ablegen und: Würde das alles überhaupt funktionieren? Irgendwie schafften wir es damals, aus dem Haus zu kommen. Doch das Eintauchen in die Welt der Musik gelang mir nicht: Zu oft musste ich an die Buben denken, und statt Freude verspürte ich ein schlechtes Gewissen und eine schreckliche Unruhe.

«Keine Angst, es wird wieder anders», trösteten die Grosseltern damals. Tatsächlich: Knapp zehn Jahre später hat sich vieles verändert. Letzte Woche waren wir doch wirklich mit diesem kleinen Knirps von damals (der Grosse war leider im Klassenlager) erstmals gemeinsam an einem Jovanotti-­Konzert. Unsere Liebe für die Musik haben unsere Jungs vererbt bekommen, und dieser gemeinsame Konzert­besuch war nun unser grosses Weihnachtsgeschenk an sie. Der alten Freiheit wieder einen Schritt näherzukommen, war ein tolles Gefühl. Doch statt das Konzert nun in vollen Zügen zu geniessen, sorgte ich mich um den Kleinen und fragte mich unaufhörlich, ob die Musik vielleicht nicht doch zu laut, der Bass zu krass oder die Lichter zu grell für ihn sein könnten. Auch wenn mit älteren Kindern vieles wieder so wird wie früher – eines bleibt: Das Muttersein hat meine Sicht auf alles verändert. Für immer und ewig.

Rita Angelone (50) hat zwei Kinder (12- und 10-jährig).

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