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Album

Maja tratscht

25. Februar 2014

Ob sie mich was fragen dürfe, wollte sie wissen. Ein Mädchen, ca. 17 Jahre alt. Sie sprach mich letzte Woche kurz vor Ladenschluss im Coop Pronto an der Langstrasse an. Ich lächelte. «Klar.» Sie lese oft meine Kolumne. Ich bedankte mich. Warum ich aber nie etwas über Justin Bieber schreiben würde. Sie könne nicht verstehen, warum Medien oft so böse zum Teenie-Idol seien. Das verletze sie ernsthaft. Erwachsene würden einfach nicht verstehen, was es heisse, ein Belieber zu sein (so nennen sich fanatische Anhänger).

Ich nickte. Zumal ich das Mädchen wirklich verstand. Ich bin ein Kind der New-Kids-on-the-Block-Generation. Ich setzte mich mit der Kleinen auf die Treppe vor dem Laden. Justin helfe ihr, wenn sie traurig sei. Ihr Freund habe vor zwei Wochen Schluss gemacht. Ohne Biebers Musik würde sie heute noch weinen. Ist sie denn nicht in Justin verliebt? «Wissen Sie, es ist viel mehr als das. Ich vergöttere ihn.» Ich lächelte grossschwesterlich. Wir gönnten uns Ice Tea aus dem Tetra-Pack. Für einen Moment war ich wieder 16. Ich erzählte dem Mädchen von meinem Telefonat mit Joey McIntyre, seinerzeit absoluter Liebling der Boyband New Kids on the Block. Der heute 41-Jährige rief mich kürzlich an. Auf mein Handy. Obwohl ich stets Donnie-Wahlberg-Groupie war, hatte ich Herzklopfen. Das Telefonat eröffnete ich damit, dass ich Joey offenbarte, dass mein 14-jähriges Ich ganz schön neidisch darauf sei, dass ich ihn grad an der Strippe hätte. Joey lachte. Das Mädchen auf der Treppe auch. Warum der mich überhaupt angerufen habe, wollte sie wissen. Die wieder vereinte Boyband komme für ein Konzert nach Zürich. Ausserdem hätten die Jungs ein neues Album draussen, erklärte ich. In solchen Situationen geben Musiker eine Menge Interviews. Sie machte grosse Augen. Ich verriet ihr, dass ich mit Joey über Hits wie «Step by Step» gesprachen hätte, die meine Jugend prägten. Ich gestand ihr auch, dass ich am Konzert im Hallenstadion mit Fan­shirt in der ersten Reihe tanzen würde, wenn NKOTB ­genau solche Songs singen würden.

Nach rund 15 Minuten traf ich das Mädchen mitten ins Teenagerherz. «Ich hab Joey gefragt, was er von Justin halte», sagte ich, ohne dabei zu lügen. Ich hab das wirklich getan. «Er findet ihn cool.» Sie strahlte. «Er hält ihn sogar für einen richtig talentierten Musiker.» Zwar etwas exzessiv, aber nun gut. Oh, es sei schon spät. Sie müsse gehen. Mit den Worten «Si sind scho no fresh», verabschiedete sie sich. Meine Boyband-Playlist hörend, spazierte ich davon. Ich war immer noch ein bisschen 16.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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