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Album

Maja tratscht

05. August 2014

Hat man als dreifacher Familienvater keine Skrupel mit Teenagern zu kiffen?

Ich würde mich sicher auf die Street Parade freuen, meinten einige letzte Woche. Ich sei sicher voll die «Partynudle». Nun, nein. Auch wenn das unsexy klingt: ich backe lieber Cupcakes statt mir mit einer gefühlten Erdbevölkerung einen Dancefloor zu teilen. Ausserdem höre ich lieber Baschi und Stress statt DJ Antoine und Tanja La Croix.

Nichts desto trotz war ich am Samstag während der Parade im Hotel Eden au Lac, wo ich das Happening von der Terrasse aus beobachten konnte. Ich war des Jobs wegen da. DJ Tatana hätte auch kommen sollen. Die Geburt ihres Sohnes am Freitag machte ihr aber einen Strich durch die Rechnung. Tatanas Ex-Manager und Ex-Freund Maurizio Colella aka DJ EDMX auch. Zu ihrem Baby wollte er nicht gratulieren. Versteh ich. Ich will auch nicht unbedingt Gebutschärtli von all meinen Ex-Freunden im Briefkasten liegen haben. Abgesehen davon war mein Tag wie jeder andere, den ich in den letzten 18 Jahren an der einen oder anderen Street Parade verbracht habe. Laut, heiss, stickig. Ausserdem weiss man nie so recht, ob man jetzt doch an der Fasnacht gelandet ist. Schliesslich hab ich viel Menschen als Biene, Teufel oder Engel verkleidet gesehen.

Zwar heiss und stickig, dafür nicht langweilig wars gestern vor einer Woche im X-tra. Da trat Snoop Dogg auf. Sein «Album» Doggystyle war das zweite, das ich mir im Alter von 14 von meinem Sackgeld gekauft habe. Meine erste CD war «Black Sunday» von Cypress Hill. Damals trug ich grosse Hosen, Sneakers, knielange Shirts und Caps. Meine Mutter war stets der festen Überzeugung, dass ich lieber ein Bub wäre.  Ich fand das lustig. Sie nicht. Dass die fetten Jahre aber vorbei sind, merkte ich bei Snoop. Dass dieser während des Konzertes rund drei Joints rauchte, löste in mir bloss ein müdes Lächeln aus. Dass er nach dem Gig mit rund 15 Girls Backstage eine weitere Tüte rauchte, empfand ich bereits als uncool. Kann man mit 44 nur noch stoned funktionieren? Hat man als dreifacher Familienvater keine Skrupel mit Teenagern zu kiffen? Ich sprach mit meiner besten Freundin darüber. Die meinte nur lächelnd, dass es nun passiert sei und ich reif für Kinder bin. Nun bin ich also erwachsen. Scheisse! Ciao Jugend! Ciao Unbeschwertheit! Ciao hie und da selber heimliches Kiffen. Hallo Muttergefühl! Hallo Back- und Kochbücher! Hallo Ernst des Lebens, herzlich willkommen. Gib mir doch noch ein bisschen Zeit, nerv weniger und vertrau drauf, dass wir dicke Freunde werden. Dann dafür lange. Für «The Next Episode» halt, wie Snoop und Dr. Dre schon vor 20 Jahren rappten?


Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic
ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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