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Mausefallen und Fangeisen

Von: Bernhard im Oberdorf

21. Oktober 2014

Wer die Mobilität liebt, ist bedroht: Fangeisen und Mausefallen werden ausgelegt; je mehr der Privatverkehr mit Fangeisen drangsaliert wird, desto unerbittlicher schnappen die Mausefallen im öffentlichen Verkehr zu.


Wer glaubt, mit der Benutzung von Bus und Tram ein Zeichen zu setzen, sieht sich – wenn es das Pech will – mit der Peitsche jener konfrontiert, die sich «Kundenberater» nennen und gelegentlich mit dem «Troubleshooter» im Stile eines Rollkommandos über die Kunden herfallen. Klar doch, dass man den notorischen Schwarzfahrern das Handwerk legen soll. Bloss werden nur zu oft auch Korrekte und Unschuldige das Opfer der Erschleicher einer Leistung.


Leicht kann es vorkommen, dass man das unpersönliche Abo irrtümlich nicht bei sich hat, weil man es liegen liess oder die Jacke mit dem Abo gewechselt hat und in der Eile nicht mehr an die Karte gedacht hat. Schon schnappt die Mausefalle mit der schliessenden Tür zu: Undifferenziert wird der Korrekte wie ein Betrüger kriminalisiert und kommt für zwei Jahre auf die Schwarze Liste.


Bloss ist eine Gleichbehandlung ungerecht, wenn Ungleiches der «Verfehlung» zugrunde liegt: Da liegen zwischen Absicht und Irrtum ganze Welten. Mit Menschenkenntnis und psychologischer Reife könnten die Kundenberater differenzieren; im Zweifelsfalle lässt man lieber jemanden zu viel laufen.


Eine solche Drangsalierung ist möglich, weil der Individualverkehr mit Fangeisen gewildert wird: Immer mehr «Selbstschussanlagen» wachen darüber, dass man nicht ein paar wenige Kilometer zu schnell rollt oder – anstelle einer riskanten Vollbremsung – nicht bei dunkelgelb über die Kreuzung fährt; immer mehr Lichtsignale sind mit solchen bedrohlichen Kanonen bewaffnet. Den Rest gibt man den Autofahrern mit dem Ansinnen, die Parkgebühren in vielen Teilen der Stadt auch in der Nacht und an Feiertagen auf das Niveau überteuerter Parkhäuser anzuheben. Das ist bald wie in einer Nostalgiekommune des Ostblockes.

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