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Album

Neue Wege und längere Leinen

Von: Rita Angelone

01. September 2015

Wie sich das Leben mit Kindern laufend verändert, sieht man an den kleinen Dingen im Alltag. Zum Beispiel am eigenen Bewegungsverhalten beziehungsweise an den Laufmustern der eigenen Kinder.

So, wie es für Einkaufszentren gang und gäbe ist, mittels Kundentracking genau zu studieren, wer in den Läden woher gelaufen kommt und mit welchem Motiv wohin steuert, so wäre es äusserst witzig, für einmal mittels Eltern-Kind-Tracking zu beobachten, wie sich deren Bewegungs­radius laufend ausweitet und sich das Laufmuster ständig verändert. Ein in meiner Fantasie im Zeitraffer von oben herab aufgenommener Film ergäbe eine wunderbare Darstellung vom ständigen Wandel im Bewegungsprofil einer Familie.

Ein aktuelles Beispiel dafür sind unsere Bewegungsmuster in der Letzi-Badi. Liefen wir unlängst noch geradlinig das Plansch­becken im Kleinkinder-Sektor an, so setzte im Laufe der Zeit eine radiale Bewegung im Gegenuhr­zeigersinn von Westen nach Süden ein, vom Strömungskanal für Kleinkinder zum Nichtschwimmerbecken bis hin zum Wellenbad mit den Sprungbrettern.

Liefen und schwammen wir noch bis vor kurzem jede vorwiegend waagrechte Bewegung der Buben mit und spulten auf diese Weise täglich mehrere Kilometer hin und her ab, so reicht es heute, wenn wir einfach irgendwo sitzen und unsere Köpfe senkrechte Bewegungen ausführen, um den Buben zuzuschauen, wie sie unaufhörlich die Springtürme hinaufklettern und dann hinuntergumpen.

So bequem und entspannt dieses neue Bewegungsmuster für uns Eltern sein mag, so langweilig und schade ist dieses neue Bewegungsprofil auch. Denn mit der längeren Leine geht auch immer ein weiteres Stück Nähe verloren.

Rita Angelone (47) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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