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Album

Rita Angelone (47) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

Pfingstlager-Blues

Von: Rita Angelone

26. Mai 2015

Es ist nicht das erste Mal, dass das Familienoberhaupt und ich ein Wochenende allein verbringen. Unsere Buben übernachten hin und wieder auswärts, allerdings meist bei den Nonni oder bei den Grosseltern, wo sie dieselbe Fürsorge und Liebe geniessen wie zu Hause. Und denselben Schutz. Vor allem denselben Schutz. Und auch das gleich gute und üppige Essen. Ausserdem verfügen sie über weiche, warme Betten, und man kann jederzeit telefonieren und nachfragen, ob alles in Ordnung ist.


Wenn die beiden also zwischendurch bei unseren Eltern zu Besuch sind, kann ich sehr gut abschalten und die gemeinsame Zeit mit dem Familienoberhaupt geniessen. Nie wird mir langweilig, selten schaue ich auf die Uhr und überlege mir, was die Buben wohl gerade machen. So gut habe ich unterdessen gelernt abzuschalten, dass dabei manchmal sogar ein bisschen ein schlechtes Gewissen aufkommt.


Etwas Übung brauchen aber noch diese Tage und vor allem Nächte, die unsere Kinder irgendwo in der «schutz- und handylosen Fremde» verbringen, zum Beispiel in einem Pfadilager. Letztes Jahr erhielt ich mit der Teilnahme des Grossen an zwei solcher Lager einen ersten Vorgeschmack: Natürlich liess ich es mir nicht anmerken und versuchte, die Tage möglichst unbeschwert zu verbringen. Doch innerlich verbrachte ich die Zeit nur damit, Däumchen zu drehen, mit den Fingern nervös herumzuklopfen und zu warten, dass wir das fehlende Familienmitglied wieder abholen und – Vertrauen hin oder her – gesund und wohlauf nach Hause bringen durften.


Heuer fuhr nun auch der Kleine weg und hinterliess nicht nur ein zweites leeres Bett im plötzlich so überdimensionierten Haus, sondern nebst einem stechenden Schmerz in meinem Herzen auch unzählige Fragen in meinem Kopf: «Wird er genug zu essen bekommen, an der Nachtübung Angst haben, frieren, fest Heimweh haben?»


Man kann als Mutter noch so erprobt sein, noch so viel Vertrauen haben: Aber wenn der Jüngste in der Familie fehlt, dann fehlt einfach alles.

 

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