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Gut zu wissen

Weil er die Idee eines Generalstreiks mit gewaltsamen Mitteln unterstützte, wurde Benito Mussolini im Juni 1903 verhaftet und aus der Schweiz ausgewiesen, kehrte aber später wieder zurück. Bild: PD

Die Zürcher Linke und ihr Genosse Mussolini

Von: Isabella Seemann

20. März 2013

An der 1.-Mai-Feier vor 100 Jahren hielt der spätere faschistische Diktator die Rede.

Arbeiter-Weltfeiertag, 1. Mai 1913: Angeführt von der Arbeitermusik, bewegte sich der Demonstrationszug durch eine grosse Zuschauermenge vom Utoquai quer durch die Innenstadt über die Bahnhofstrasse nach Wiedikon auf die Allmend. 7000 Personen nahmen teil, das Zürcher sozialdemokratische Tagblatt «Volksrecht» schrieb gar von 10 000.

Die Kundgebung verlief friedlich – obgleich die Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs durch Arbeitskämpfe und Streiks geprägt waren und nicht selten Polizei und Armee eingriffen. Aus Provokation luden die Organisatoren der Zürcher 1.-Mai-Feier den knapp 30-jährigen, militanten Chefredaktor des sozialistischen «Avanti!» aus Mailand als Festredner ein: Benito Mussolini.

Er hatte von 1902 bis 1904 in der Schweiz gelebt, für das Organ der italienischen Sozialisten in der Schweiz, «L’Avvenire del Lavoratore», und als Sekretär der italienischen Maurerund Hilfsarbeitergewerkschaft in Lausanne gearbeitet und war mit wichtigen Exponenten des italienischen Sozialismus in der Schweiz vernetzt. In seiner Rede bediente sich der sozialistische Populist der linken Rhetorik, geisselte die «grossmächtige Machtlosigkeit» der europäischen Diplomatie und das «kriegshetzende Verhalten Österreichs», wie das «Volksrecht» berichtete. Immer wieder rief der spätere Duce nach Frieden. «Scharf unter die Lupe» habe er auch die Haltung der italienischen Regierung genommen, die so skrupellos gegen den Willen des Volkes arbeite. «Genosse Mussolino», wie das «Volksrecht» konsequent falsch schrieb, habe «begeisterten Beifall» erhalten. Zwei Jahre später gründete er die faschistische Bewegung.

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