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Interview

Köbi Kuhn: "Sollen jetzt die Fussballer und die Fans ein zweites Mal bestraft ­werden?"

Von: Andy Fischer

03. September 2013

Abstimmung Am 22. September wird in Zürich über ein neues Fussballstadion abgestimmt. Das «Tagblatt» hat im Vorfeld Köbi Kuhn als Vertreter der Befürworter auf den Zahn gefühlt.

Für Ex-Nati-Trainer Köbi Kuhn (70) ist klar: «Zürich braucht ein richtiges Fussballstadion.» Der sechsfache Schweizer Meister mit dem FCZ glaubt, dass Zürich ohne Fussballtempel in die fussballerische Provinz abrutsche.

Tagblatt der Stadt Zürich: «Warum sollen Bürgerinnen und Bürger ein weiteres Stadion für Spitzenfussballer und Topverdiener finanzieren?» Diese Frage stellen die Stadiongegner auf ihrer Website – wie lautet Ihre Antwort?

Köbi Kuhn: Weil wir kein Fussballstadion haben in Zürich. Wir haben ein Leichtathletikstadion. Und vergessen Sie nicht, dass den Leichtathleten, für die man das Stadion gebaut hat, versprochen wurde, dass die Fussballer nur vorübergehend im Letzi spielen würden. Wegen der Löhne: Glauben Sie mir, auch ein Tenor im Opernhaus singt nicht für ein Apfel und ein Ei.

Sie selber feierten in den 60ern und 70ern ihre grössten Erfolge im Letzigrund. Auch damals gab es eine Tartanbahn. Hat doch alles wundervoll geklappt.

Kuhn: Erstens: Damals gab es zwei Stadien. Der Hardturm gehörte den Grasshoppers – wir spielten im Letzi. Und zweitens: Man sollte diese Zeit nicht mit der Gegenwart vergleichen. Damals waren die Ansprüche in praktisch allen Lebensbereichen noch nicht so hoch wie heute.

220 Millionen Franken für ein Sta­diön­li mit einem Fassungsvermögen von gerade mal knapp 20 000 Zuschauern, und bei internationalen Spielen dürfen gar nur 16 000 Fans rein. Schon etwas teuer, oder?

Kuhn: Es ist eine realistische Grösse und verspricht eine tolle Stimmung. Ausserdem fanden die grossen Spiele der Nati schon immer in Basel oder Bern statt. Und wegen des Preises: In Zürich will man halt kein Stadion mit Mantelnutzung. Das macht das Projekt teuer. Ausserdem hatten wir bereits eine Zusage für ein Stadion auf dem Hardturmareal. Der Volksentscheid wurde aber nicht umgesetzt. Diese leidige Geschichte ist ja hinlänglich bekannt. Sollen jetzt die Fussballer und die Fans ein zweites Mal bestraft ­werden?

1766 Krippenplätze könnten allein mit dem jährlich zu erwarteten Defizit der Betriebsgesellschaft von 8,3 Mio. Fr. finanziert werden, rechnen die Stadiongegner vor.

Kuhn: Man könnte wohl auch Hunderte Gartenhäuschen aufstellen. Oder Velowege bauen. Aber solche Vergleiche sind doch einfach nicht fair. Es ist ja nicht so, dass bei einem Stadion-Nein dieses Geld einfach in Krippenplätze investiert würde.

Was würde ein Nein zum Stadion für den Rekordmeister GC und den FC Zürich bedeuten?

Kuhn: Zürich würde fussballerisch ins Hintertreffen geraten. Das sollte sich die erfolgreichste Fussballstadt des Landes nicht leisten. Wie geht die Abstimmung aus? Kuhn: Es wird wohl äusserst knapp. Ich hoffe jetzt einfach, dass sich die Zürcherinnen und Zürcher nicht von der Miesmacher-Kampagne der Gegner anstecken lassen.

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