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Interview

Pfarrer Christoph Sigrist, der Hofnarr Gottes

Von: Andy Fischer

16. Dezember 2014

INDISKRETES INTERVIEW Heute mit Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist. Lesen Sie hier, wo der Seelsorger am liebsten berührt wird und was er von Liebe ohne Sex hält.

Wo ist Zürich am schönsten, wo am hässlichsten?
Christoph Sigrist: Am schönsten ist es unterhalb des Grossmünsters. Der Blick von der Balustrade aus über  die Limmat – wunderbar. Und am hässlichsten? Da fällt mir nichts ein.


Wenn Sie eine Schlagzeile über Ihre Person schreiben dürften: Wie würde sie lauten? Und wie auf keinen Fall?


Positiv fände ich: Der Hofnarr Gottes, und was ich nie lesen möchte, ist: Typisch langweiliger Kirchenmann.


GC oder FCZ?


FCZ, und zwar mit Ausrufezeichen. Ich bin ein leidenschaftlicher und manchmal auch ein leidender Fan.


Wo werden Sie am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?


Ich werde gern am Bart berührt. An den Füssen mag ich es überhaupt nicht. Ich bin nämlich chützlig.


Wie gelingt für Sie ein Date hundertprozentig? Was wäre ein No-go?


No-go ist Sex am ersten Abend und super gut wäre ein erstes Treffen auf dem Karlsturm des Grossmünsters.


Was halten Sie von Sex ohne Liebe und Liebe ohne Sex?


Von beidem nichts.


Glauben Sie an Gott? Gibt es den Teufel?


Ich glaube an Gott. Der Teufel existiert nicht in der Gestalt, wie er oft dargestellt wird. Aber die böse Kraft gibt es sehr wohl.


Wem möchten Sie lieber nie begegnen, wem unbedingt?


Sehr gern begegnet wäre ich Huldrich Zwingli, dem Reformator von Zürich, und seiner Frau, Anna Reinhart, dann Gertrud Kurz, der Flüchtlingsmutter im Zweiten Weltkrieg, und Nelson Mandela. Das Gegenteil gibt es hier für mich nicht.


Was war Ihr grösster Fehlkauf, was der beste Kauf überhaupt?


Ich habe im vergangenen Jahr ein Buch gekauft, das bei mir bereits seit fünf Jahren im Regal steht. Das war nicht so clever. Der beste Kauf ist eine Bibel aus dem 17. Jahrhundert.


Ihr grösster Traum und ihr schlimmster Albtraum?


Ich würde gerne mal den Mount Everest sehen, das ist mein grösser Traum, weil ich gern «z Berg» gehe. Und ich möchte nie über den Zürichsee schwimmen müssen. Ich würde absaufen.


Welche Partei entspricht Ihnen am meisten und welche am wenigsten?


Als Pfarrer bin ich parteipolitisch neutral. Das politische Hickhack überlasse ich gern denen, die das ­machen müssen. Ich bin jedoch gesellschaftspolitisch sehr aktiv. Das Evangelium Jesu Christi  wird an Weihnachten öffentlich, und die Krippe im Stall hat so politische Wirkung auf öffentlichen Plätzen, in Banken, Rats- und Hörsälen.


Wenn Sie die Macht hätten, in Zürich allein Entscheidungen zu treffen, was würden Sie sofort einführen, was sofort abschaffen?


Sofort einführen würde ich ein Velonetz à la Rotterdam, und abschaffen würde ich alle Mauern zwischen den Parallelwelten, die in dieser Stadt entstanden sind.


Was bringt Sie zum Lachen und was zum Weinen?


Ein guter Witz und die Armut in dieser Stadt, die es leider auch gibt.


Bei welcher TV-Sendung schalten Sie ein, bei welcher müssen Sie sofort abschalten?


Bei «Glanz & Gloria» schalte ich sofort ab, bei der «Tagesschau» und auch bei TeleZüri bin ich oft dabei.


Welches Tier mochten Sie als Kind besonders? Und von welchem hatten Sie Angst?


Katzen mochte ich, und vor Hunden hatte ich Angst, weil mich mal einer ins Füdli gebissen hat.


Wie sind Sie betrunken und wie nüchtern?


Ich bin Solidarmitglied des Blauen Kreuzes … Doch wenn es einmal – selten – passiert, dann verändere ich mich nicht, ausser, dass ich mit Alkohol schläfrig werde.

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