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Interview

Stellt seinen neuen Roman vor: Catalin Dorian Florescu. Bild: PD

"Warum fliegen wir nicht auf Teppichen?"

Von: Isabella Seemann

25. Oktober 2016

Hand aufs Herz: Vor seiner Lesung am Literaturfestival «Zürich liest» verrät der Zürcher Schriftsteller Catalin Dorian Florescu, was er über Literaturkritiker denkt, welches Wort ihm gefällt und was er wirklich erotisch findet.

Zürich ist mein Zuhause, ohne dass ich es dafür auch innig lieben könnte. Es ist die Stadt, wo ich wohl alt werde, wenn mich nicht ein Lottogewinn weiter südlich treibt. Da ich nicht spiele, ist es wenig wahrscheinlich. Oder ein Millionenbestseller?

Wenn ich mich in Zürich erholen möchte, dann gehe ich
hoch über die Stadt, in das Wirtshaus Adlisberg. Wenn man am Nachmittag dort ist, kann es sein, dass man die Stille hört. Ich rede dann mit den Pferden und, seltsam genug, sie antworten.

Als erotisch empfinde ich, wenn eine Frau sich nicht nur gerne erobern lässt, sondern auch erobert.

Ich hätte Lust auf den Deutschen Buchpreis, aber ich befürchte auch dieses Jahr wird es nichts damit. In diesem Fall hätte ich Lust auf ein Glas Wein ... oder auf mehrere Gläser.

Ich hasse morgens nicht ins Kaffeehaus gehen und Zeitung lesen zu können.

Am liebsten koche ich nicht.

An mir gefällt mir besonders, dass ich einen Mund habe, der gelernt hat zu reden und nicht nur träge im Gesicht klebt.

Ein Wort, das mir gut gefällt ist «Lass dich», von Meister Eckhart. Nun also, zwei Wörter.

Die Person, die ich am meisten bewundere, ist ein Freund, der einen Hirntumor hat, aber die Kraft findet, mich zu trösten.

Wenn man ein Buch von mir kritisiert, dann werde ich mich fragen: Wer kritisiert eigentlich die Kritiker? Denn sie werden nie zur Rechenschaft gezogen. Mehr oder minder begabt irrlichtern sie durch die Literaturgeschichte.

Wenn ich an die Schweiz denke, dann denke ich an 1001 Nacht, aber in unserer Zeit. Und ich frage mich: Wieso fliegen wir hier nicht schon lange auf Teppichen? Von mir aus auch auf Offroad-Teppichen.

Meine Eitelkeit zeigt sich mittags zwischen eins und zwei. Sie ist sehr pünktlich, läutet an der Tür, zieht den Mantel aus, setzt sich hin und wir streiten darüber, wer von uns beiden eitler ist.

Ein echter Alptraum ist es für mich, wenn es keine Süssigkeiten mehr gäbe. Stellen Sie sich das mal vor!

Zur Person:
Catalin Dorian Florescu, 1967 in Rumänien geboren, flüchtete 1982 mit seinen Eltern in den Westen und lebt seither in Zürich. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller. 2011 erhielt er den Schweizer Buchpreis. Im Rahmen des Literaturfestivals «Zürich liest» stellt er seinen neuen Roman «Der Mann, der das Glück bringt» vor.
 

Samstag, 29. Oktober 2016, 19.30 Uhr in der Buchhandlung Zum Bücherparadies, Seefeldstrasse 83, 8008 Zürich.
www.florescu.ch

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