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Auftaktveranstaltung der Edition Unik: Das grosse Schreiben beginnt.

Sie wollen alle schreiben

Von: Ginger Hebel

03. Februar 2015

Menschen, die schon immer mal ein Buch über ihr Leben schreiben wollten, haben jetzt die Möglichkeit dazu. Das Pilotprojekt der Edition Unik ist gestartet.

Letzte Woche fand im Migros-Hochhaus am Limmatplatz die Auftaktveranstaltung zum Pilotprojekt der neuen Edition Unik statt. Es richtet sich an Personen über 50, die ihre persönliche Lebensgeschichte zu Papier bringen wollen. Die Teilnehmerzahl ist auf 60 Personen beschränkt. «Es haben sich aber über 200 Personen angemeldet, was zeigt, dass wir mit dem Projekt einen Nerv getroffen haben. Nach dem Pilotprojekt möchten wir die Edition Unik auf jeden Fall weiterentwickeln», sagt Projektleiter Frerk Froböse vom Zürcher Kulturbüro Heller Enterprises.

Zusammen mit dem Migros-Kulturprozent, der Online-Plattform Seniorweb und weiteren Partnern wird das Projekt realisiert. Die Teilnehmenden werden während des Schreibprozesses begleitet, sie profitieren von Workshops und Sprechstunden und können sich Unterstützung holen, wenn sie Fragen zur Software haben. Denn die Texte müssen im Computer verfasst werden, damit aus den Geschichten ein Buch werden kann. 45 Minuten pro Tag soll man sich fürs Schreiben mindestens Zeit nehmen.

Teilnehmerin Doris Tarquini kann kaum erwarten, bis es losgeht. Sie möchte gerne ihr eigenes Märchenbuch schreiben. Ihren Neffen hat sie immer selbst erfundene, fantasievolle Geschichten erzählt, vom Pilzchen, das auf Reisen geht und Spannendes erlebt. «Ich möchte jeden Tag zwei Stunden ins Schreiben investieren und das Buch am Schluss meiner Familie schenken», sagt sie hochmotiviert.

 

 

 

Auch Claudia Kümin macht beim Projekt mit. Die Freude am Schreiben steht bei ihr im Vordergrund. Sie möchte ihre schönen Erinnerungen festhalten und verschiedene Textformen ausprobieren, Glossen und Kolumnen. «Mal sehen, was dabei herauskommt.» Teilnehmerin Madeleine hat bei einer Kartoffelkur im Schwarzwald einer Gruppe Frauen zugehört, die über ihr Leben klönten und erzählten, wie sie geschlagen wurden und wie schlecht sie es hatten. «Das brachte mich auf die Idee, meine Lebensgeschichte zu schreiben, denn ich hatte eine wunderschöne Kindheit in einer Grossfamilie», erzählt sie. Sie wuchs in einer Brauerei auf, inmitten von Hopfen, Malz und Pferden. Diese Erinnerungen will sie jetzt zusammentragen.

Es sind mehrheitlich Frauen, die beim Projekt mitmachen; aber auch Männer wollen ihre Gedanken im Kopf auf Papier bringen, darunter Hans Kissenpfennig. Der 79-Jährige hat das Bedürfnis, seinen Nachkommen etwas Persönliches weiterzu­geben, einen Fussabdruck zu hinterlassen. Deshalb möchte er seine Jugenderinnerungen festhalten sowie Anekdoten von seinem liebsten Hobby, dem Fliegenfischen. «Mich fasziniert die Ruhe der Natur, der Dialog zwischen Mensch und Fisch.» Und er will Kurzgeschichten schreiben, traurige, sarkastische und amüsante.

 

Beim Apéro unterhält sich Michael Studeny mit anderen Teilnehmern. Der 60-Jährige arbeitet seit Jahren an seiner Biografie und möchte sie endlich aufschreiben. «Dank diesem Projekt erhalte ich jetzt die Möglichkeit dazu.» Er will mit dem Buch ein Stück weit sein Leben aufarbeiten: wie er als 13-jähriges Flüchtlingskind von der ehemaligen Tschechoslowakei in die Schweiz kam, sein Vater früh starb und die Mutter ihm alles ermöglichte, sogar das Studium. «Wenn man Fotos sieht von früher, dann kommen Erinnerungen und Emotionen hoch. Das ist beim Schreiben genauso, man erlebt alles nochmals.»

Das Projekt dauert bis zum 26. Juni. Am Schluss hält jeder Teilnehmer sein eigenes Buch in der Hand.

www.edition-unik.ch

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