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Lifestyle

Zürich von der entspannten Seite

Von: Ginger Hebel

13. Juli 2015

Bike Butler: Wer in Zürich ist, der trifft auch ihn: Beat Menzi mit seiner Rikscha. Er zeigt Einheimischen und Touristen die schönsten Ecken der Limmatstadt. Von Ginger Hebel

Letztes Jahr machte Beat Menzi mit seiner Rikscha über 350 Stadtrundfahrten, «es werden von Jahr zu Jahr mehr», freut er sich. Er fährt mit Einheimischen und Touristen das Seeufer entlang, durch die Altstadt und durch Züri-West. Er fährt und erklärt, wer ­Ulrich Zwingli war und warum Hans Waldmann vor dem Fraumünster steht. «Die menschlichen Begegnungen sind das Schönste.» Und er schätzt es, dass er jeden Tag draussen sein kann. «Das ist Lebensqualität.» Er steht auch bei Firmenanlässen und Hochzeiten als Fahrer der besonderen Art im Einsatz. Auf seiner Homepage lassen sich Gutscheine bestellen, was sehr gut ankomme.

Die Probe aufs Exempel zeigt: Eine Fahrt in der Rikscha macht Spass. Man erlebt Zürich von seiner entspannten Seite und wird, während man im ­zweirädrigen Gefährt sitzt, erstaunlich oft angelächelt. Menzi: «Eine Rikscha fährt langsam, raucht nicht, stinkt nicht und macht keinen Lärm. Wahrscheinlich reagieren deshalb die meisten Leute positiv darauf.»

Früher war er Projektleiter in der ­Telekommunikation, doch sein Job machte ihn zusehends unzufrieden. «Ich habe nur noch in den Computer geschaut und wenig mit Menschen zu tun gehabt.» Deshalb hatte er seinen damaligen Chef gebeten, ihn bei der nächsten Reorganisation zu entlassen, was dieser auch tat. Menzi war erleichtert, denn jetzt stand ihm die Welt wieder offen. Er machte eine dreimonatige Veloreise und wurde im Internet auf Personenfahrten mit der Rikscha aufmerksam. «Ich als Velofreak fand das grossartig.» Erst war er unsicher, ob es Sinn macht, ein Rikscha-Business in Zürich aufzubauen, wo das Wetter un­beständig ist. Da las er, dass es in London 400 Rikschas gibt. «Ich dachte mir, wenn es dort funktioniert, dann wird es auch hier funktionieren.»

Mit seinem Kollegen Arjun gründete er vor drei Jahren die Firma Bike Butler – das Velotaxi mit Stil. Seither trampelt er unermüdlich durch die Stadt, sechs Tage die Woche. Es kommt schon mal vor, dass er lediglich mit 50 Franken im Portemonnaie nach Hause geht. «Da frage ich mich: Bin ich denn der Einzige, der das gut findet?» Doch am nächsten Tag, wenn er wieder strahlende Passagiere durch die Stadt fährt, sind seine Zweifel beseitigt.

Menzi bewegt seine Rikscha mit reiner Muskelkraft. Leer wiegt das Gefährt 90 Kilogramm, dazu kommt sein eigenes Gewicht und dasjenige der Passagiere (erlaubt sind max. 2 Erwachsene und ein Kind). Voll beladen kommen an die 350 Kilo zusammen. Als überzeugter Velofahrer ist ein E-Bike für ihn keine Option. «Nach anstrengenden Tagen mit über 50 Kilometern habe ich abends ziemlich müde Beine. Aber dann sinke ich glücklich ins Bett und freue mich auf den nächsten Tag.»

Termine lassen sich telefonisch vereinbaren, es geht aber auch spontan. Beat Menzi wartet oft beim Paradeplatz oder an der Bahnhofstrasse. Tel: 079 421 50 25 www.bikebutler.ch

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