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Youtube und neue Medien drängen immer mehr in die Klassenzimmer. Bild: PD

Die digitale Schultafel

Von: Jan Strobel

19. Mai 2015

Micha Demsar ist Primarlehrer an der Schule Scherr im Kreis 6. Für seine Schüler hat er eine Lehrmethode entwickelt, die in die Zukunft weist.

Dass das digitale Zeitalter auch vor den Schulzimmern nicht Halt macht, ist eine Erkenntnis, die unter Erziehungsfachleuten längst zum Standard gehört. Multimedia und soziale Netzwerke prägen nicht nur den ­Alltag der Schüler, sie bergen auch ein ungeheures pädagogisches Potenzial, das immer mehr genutzt wird. Zum Beispiel an der Primarschule Scherr in Oberstrass. Der 29-jährige Primarlehrer Micha Dem­sar hat hier in Eigeninitiative eine Lehrmethode entwickelt, die nicht nur die neuen Medien miteinbezieht, sondern auch den Bedürfnissen seiner Schüler entgegenkommt.

Demsar hat seinen eigenen Youtube-Kanal «Schule Scherr» aufgeschaltet, in dem er auf 31 Kurzfilmen den ­Mathematikstoff der Mittelstufe erklärt und mit einem Klick abrufbar macht – vom Dreisatz mit direkter Proportionalität bis zu gleichnamigen Brüchen. «Ich suchte nach einer Methode, die mir die Arbeit während des Unterrichts erleichtern kann», erklärt Demsar. «Da war die Idee mit Lernvideos, die meine Schüler bei Bedarf einfach abrufen können, ­naheliegend.» Bestätigt wird sein Projekt auch von den Zahlen der jüngsten James-Studie: 79 Prozent der Jugendlichen nutzen Portale wie Youtube nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch als Informations­quelle.

Herrscht bei einem Schüler ­Unklarheit über ein Thema, kann er sich während der Lektion Demsars Erklärung dazu direkt an der PC-Station im Schulzimmer einfach noch einmal ansehen. «Während dieser Zeit habe ich die Kapazität, mich auf andere Fragen des Stoffs zu konzentrieren. So komme ich mit dem ­Unterricht effizienter vorwärts, und die Schüler lernen selbstständiger, ­ihren Bedürfnissen entsprechend. Das hat nichts mit blossem Filmeschauen zu tun. Es verlangt Eigenleistung von den Kindern, die am Ende bei den Prüfungen den Stoff verstanden haben müssen.» Nicht zuletzt sei sein Youtube-Kanal ein ideales Repetitionsdossier, das jeder auch beim Lernen zu Hause nutzen könne. «Die Reaktionen sind nicht nur bei meinen Schülern, sondern ebenso bei den Eltern sehr positiv», freut sich der Lehrer, der jeden einzelnen Kurzfilm aufwendig selbst ­gedreht und geschnitten hat.

Demsars Beispiel zeigt: Der klassische Lehrer, der im Frontalunterricht vor der Tafel Wissen verbreitet, gehört der Vergangenheit an. Demsar sieht sich vielmehr als «Lerncoach», der jeden einzelnen Schüler begleitet. Sein Youtube-Kanal «Schule Scherr» steht jedem Internetnutzer offen und erfreut sich selbst im ­Ausland bereits grosser Beliebtheit. Von den rund 60 000 Aufrufen ­kamen allein 40 000 aus Deutschland. Aber auch aus Ägypten, Australien oder aus dem Irak wurden seine Lernvideos bereits angeklickt. Mit 13 793 Aufrufen der absolute Hit ist vor allem ein Video. Es trägt den ­unaufgeregten Titel: «Schriftliche Subtraktion».

Hier gehts zu Micha Demsars Youtube-Kanal "Schule Scherr"

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Leserkommentare

martin wüthrich - ich habe heute in DRS 1 von Ihnen gehört!!! super und vielen Dank endlich mal ein Lehrer der etwas so erklärt damit ein Schüler und die Eltern es verstehen.

Vor 7 Jahren 3 Wochen  · 
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