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Es hätte gut zum neuen Sechseläutenplatz gepasst: Das Grand Café Esplanade. Bilder: PD

Fleischchäs und Kalbshaxenmoschee

Von: Jan Strobel

22. April 2014

Sie waren einst echte städtebauliche Bijous. In den Herzen mancher Zürcher leben sie aber weiter - und inspirieren zu neuen Ideen.

Mit dem Sechseläutenplatz ist die Stadt in eine neue Ära ihrer städtebaulichen Geschichte getreten, und nur die wenigsten werden sich zum unsansehnlichen Brachland und den Parkplätzen zurücksehnen, die zuvor den Blick aufs Opernhaus zu einer eher traurigen Erfahrung gemacht haben. Mit der neuen Offenheit am Platz rückt allerdings auch ein Gebäude wieder stärker ins Blickfeld, das im Volksmund unschmeichelhalft gern als «Fleischchäs» bespöttelt wird: das Bernhard-Theater. Bräunlich steht es da und will nicht so richtig in dieses neue, schicke Ensemble passen -  ausser man würde es weiss streichen.

Einst stand hier das mondäne Grand Café Esplanade, das von der Presse in den 20er Jahren als «einer der modernsten Bauten der Stadt» gefeiert wurde. Hier trafen sich die Zürcher zum gediegenen Nachmittags-Tee, in den 40er Jahren eröffnete der Basler Rudolf Bernhard im Esplanade sein Revue-Theater. Zu Beginn der 80er Jahre wurde das Esplanade schliesslich kurzerhand abgerissen. 1984 nahm das neue Bernhard-Theater im «Fleischchäs» den Betrieb auf.

Im städtebaulichen Rückblick gibt es natürlich noch so manches Bijou, dass der schnöden Abrissbirne zwar zum Opfer fiel, in den Herzen so mancher Zürcher aber weiter existiert. Zum Beispiel das Palais Henneberg, ein beeindruckender Neurenaissance-Palast, der 1969 dem Verwaltungssitz der IBM weichen musste. Übrig blieben lediglich das grosse Marmorfries, das am Seefeldquai aufgstellt wurde, und ein sitzender Steinlöwe, der beim GZ Seebach eine neue Heimat fand. Der General-Guisan-Quai jedenfalls verlor mit dem Palais Henneberg einiges an Grandezza.

Geradezu ein Klassiker der verschwundenen Baudenkmäler ist die einstige «Kalbshaxenmoschee», die alte Fleischhalle am Limmatquai, die 1962 vor allem aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen wurde. Heute steht dort neben dem Rathaus-Café auch der Hafenkran, was «Tagblatt»-Leser Hermann Pohle zu einer Idee inspirierte. «Wenn der Hafenkran wieder abmontiert ist, könnte man einen Teil der alten Fleischhalle wieder errichten. Wenn wir Berliner unser Schloss wieder aufbauen können, warum dann die Zürcher eigentlich nicht ihre Kalbshaxenmoschee?»   

    

 

 

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