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Auf der Rentenwiese ist der Seezugang durch eine Baustelle gesperrt. Bild: CLA

«Hier zu sünnelen, bringts nicht»

Von: Clarissa Rohrbach

31. Mai 2016

Wer auf der Rentenwiese verweilt, kann nicht baden gehen: Eine Baustelle versperrt das Ufer. Die Leute sind enttäuscht, die Stadt verspricht mehr Komfort.

27 Grad. Murat sitzt auf seinem Badetuch und sehnt sich nach einer Abkühlung. Doch daran ist an diesem heissen Nachmittag auf der Rentenwiese nicht zu denken. Grund: Das Seeufer ist abgesperrt. «Ich verstehe nicht, wieso die Arbeiten nicht im Winter gemacht wurden», sagt der 27-Jährige. Er schaut auf die metallenen Gitter und die Erdhaufen dahinter. Die Baustelle sei echt schlimm, sie ruiniere einem auch die Aussicht. Er werde trotzdem hierherkommen und sich in Verzicht üben müssen. «Hoffentlich lohnt es sich wenigstens und das Ufer wird danach schöner.»

Chiara (19) liegt im Bikini und mit Frust im Gesicht auf dem Gras. Für sie ist die Rentenwiese keine Option mehr. «Ich bin heute extra gekommen, um zu baden. Es ist eine grosse Enttäuschung.» Sie werde hier, solange  gebaut wird, nicht mehr sünnelen, das bringe es einfach nicht. Daneben hört Thomas (27) Musik. Er ist es gewohnt, dort, wo jetzt ein Bagger steht, in den See zu steigen. Wegen der Baustelle sei er nun seltener hier. Wenn er doch komme, gehe er weiter Richtung Wollishofen schwimmen. «Doch das ist nicht gerade gemütlich.»

Neues Ufer für 5 Millionen
Nach 130 Jahren seit der Eröffnung der Seeanlagen wird die Uferbefestigung des Arboretums – wie die Rentenweise offiziell heisst – erstmals saniert. Einige Mauern waren wegen des Wellenschlags einsturzgefährdet. Die Instandstellung kostet die Stadt 5 Millionen Franken. «Uns bereitet es auch kein Vergnügen, die Nutzung einzuschränken», sagt Lukas Handschin, Sprecher von Grün Stadt Zürich. Leider liege es in der Natur der Sache, dass Bauwerke zerfallen und von Zeit zu Zeit saniert werden müssten. Man habe mit den Arbeiten im letzten September begonnen, sodass diese hauptsächlich im Winterhalbjahr stattfanden. «Nun wird die Uferbefestigung auf Jahre hinaus gesichert sein», meint Handschin. Zudem sei so in Zukunft der Zugang zum See einfacher und die Aussicht besser. Das neue Ufer soll bis zum ­Züri-Fäscht am 1. Juli fertig sein.

Ganz verwundert von den Arbeiten sind Jacqueline (41) und Andrea (39). Die beiden Freundinnen lesen die Baustelleninfo, darüber, wie das Ufer gemäss der ursprünglichen Konzeption im 19. Jahrhundert mit Natursteinblöcken und Bäumen wiederhergestellt wird. «Wir sind gespannt, wies dann aussieht.» Aber dass kein Bad drinliege, sei trotzdem schade.

Als Einzige zeigt Raffaela – Sonnenbrille, Sonnenhut – Verständnis. Wenn sie hier sei, springe sie eigentlich jede Stunde ins Wasser. «Aber ich kann problemlos darauf verzichten», sagt die 28-Jährige. Renovationsarbeiten müssten einfach gemacht werden. Wenigstens in Zürich. 

Wo baden?
Wer trotzdem kostenlos am linken Seeufer baden will, muss nicht darauf verzichten. Hier einige andere Plätzchen:

– Die Mole des Hafens Enge 
– Die Saffa-Insel auf der Höhe der
   Landiwiese
– Die Wiese beim GZ Wollishofen
– Das Savera-Areal bei der Roten
   Fabrik

 

 

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