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Mike Egger (2. v. l.) und seine Band Jeans for Jesus machen «unschweizerischen» Mundart-Pop. Bild: Walter Pfeiffer

Kühler Pop für Mundart-Muffel

Von: Clarissa Rohrbach

21. März 2017

Die Berner Erfolgsband Jeans for Jesus spielt am Musikfestival M4Music. Sänger Mike Egger erzählt, wie das neue Album den Mundart-Pop revolutioniert.

Ihr neues Album «P R O» klingt fröhlicher als Ihr Debüt. Sieht die Welt für Sie nun rosiger aus?
Mike Egger: Es ist lyrisch reizvoller, etwas Trauriges zu kreieren. Und ich bin immer noch der Meinung, dass wir in einer nicht sehr fröhlichen Zeit leben. «P R O» sollte ein positives Narrativ für Europa liefern, deswegen lautete der Arbeitstitel «Europe». Doch wie Europa scheiterten auch wir daran, ein solches zu liefern. Die zweite Hälfte des Albums wird trauriger.

Nach Ihrem Durchbruch 2014 freut sich die ganze Schweiz auf Ihr zweites Werk. Was erwartet uns?
Ein neoliberaler Albtraum, der aber auch Schönheit und Momente der Hoffnung zulässt. Wir waren offen für alles, auch für Anleihen aus dem Mainstream, ohne dass es nach Mainstream klingt. Vieles ist analog, die Gitarren, Synthies, Perkussion, aber stark digitalisiert. Viele hippe Leute sehnen sich nach Retromusik. Wir versuchen, nach vorne zu schauen. Mich interessieren Neuerungen, auch wenn sie problematisch sein können.

Gleichzeitig zum Album lancieren Sie ein Parfüm. Wieso?
Als die Idee kam, haben wir uns gar nicht gross überlegt, wieso eigentlich. Selten wird bei uns ein Entscheid so intuitiv gefällt. Das «P R O»-Parfüm liessen wir in Amsterdam entwickeln. Es repräsentiert und umhüllt unser Album wie ein Cover. Seit jeher wird zu Musikalben ein Artwork erstellt, dabei hat der Geruch mehr Dimensionen als ein Bild und verknüpft sich besser mit der emotionalen Erinnerung wie auch der Musik selbst.

Eigentlich wollten Sie sich einen anständigen Job suchen. Was hat Sie umgestimmt?
Der Hype beim Debüt kam unerwartet, der Druck für ein zweites Album schien gross. Aber wir stellten fest, dass wir praktisch nichts daran verdient hatten. Wir sind alle um die 30, viele Freunde haben Kinder und Karriere gemacht, während wir im Bandbus durch die Schweiz fuhren (lacht). Doch wir kamen unerwartet zu Geld und der Chance, günstig in einem Studio in Atlanta aufzunehmen. Das hat uns schliesslich umgestimmt.

Sie wollen nicht schweizerisch klingen. Was ist so schlimm daran?
Schweizer Musik ist cool. Doch wir wollten von Anfang an Pop machen, der möglichst international klingt und der auch gehört werden kann, ohne auf den Text zu achten. Unsere Musik mögen auch Leute, die mit Mundart nichts anfangen können. An unsere Konzerte kamen sogar Schweden.

Sie haben sich in New York kennen gelernt und machen Musik, die sehr mondän klingt. Bietet da Bern noch genug?
Die Geschichte ist ein alternativer Fakt. Sie geht so weiter: Auf einem Road-Trip überfahren wir einen Typen namens Jesus und schenken ihm ein Paar Jeans. Das ist die Legende zu unserem Namen. Aber zur Frage: Für Grossstädter kann die Stadt auch zur Provinz werden. Daher ist Bern nicht weniger mondän als New York.

Sie nennen sich Miliz-Indie-Yolo-Popstars. Für was kämpfen Sie?
Für Werte wie Gleichheit, Offenheit, Solidarität, Toleranz. Aber ja, so einfach ist das nicht.

Jeans for Jesus treten am 31. März um 1.15 Uhr am M4Music auf. Migros-Kulturprozent organisiert das Musikfestival heuer zum 20. Mal.   Am bedeutendsten Szeneanlass
der Schweiz treten rund 50 Bands auf, darunter viele Newcomer. 

Schiffbau, 30. März bis 1. April
www.m4music.ch

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