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«Äxgüsi!»: Immer öfter blockieren stoische Gangsitzer im ÖV den Zugang zum freien Fensterplatz. Symbolbild: SB

«Sonst schaffe ichs nicht mehr zur Tür»

Von: Sacha Beuth

14. Juli 2015

Im ÖV sind gerade zu Stosszeiten Sitzplätze rar. Umso mehr ärgert man sich über sogenannte Gangsitzer, die den Zugang zum freien Fensterplatz blockieren. Das «Tagblatt» ging auf die Suche nach den Gründen.

Wer hat es nicht schon erlebt? Man steigt in ein gut gefülltes Tram ein und sucht einen freien Sitzplatz. In einem 4er-Abteil ist noch einer am Fenster frei. Doch um ­dahin zu gelangen, muss man erst mühsam über die Beine der stoischen Gangsitzer klettern.

Genau wegen dieser Gangsitzer hat das «Tagblatt» kürzlich einige Leserbriefe erhalten, in denen sich die Schreibenden über das rücksichtslose Verhalten ihrer Mit-ÖV-Benutzer mokieren. «Wenn man diese Personen dann bittet, doch rüberzurutschen, tun sie das nur mit Murren oder man bekommt sogar ‹Schlötterli› angehängt. Und wenn man nichts sagt und mühsam über die Beine klettert, wird man ebenfalls angemotzt», enerviert sich beispielsweise «Tagblatt»-Leserin I. S.

Die VBZ wiegeln ab

Sind das alles Ausnahmefälle oder kann eine Tendenz ausgemacht werden? Glaubt man den Aussagen der VBZ, scheint Ersteres der Fall zu sein: «Wir haben keinerlei Kundenreaktionen zu diesem ­Thema! Wir sehen also keinen Handlungsbedarf», lässt Mediensprecherin Daniela Tobler ausrichten, fügt aber doch ergänzend ­hinzu: «Grundsätzlich möchten wir auch unsere Fahrgäste nicht erziehen.»

Dem Widerspruch zwischen Leserbriefen und VBZ-Kommentar wollte das «Tagblatt» auf den Grund gehen und sah und hörte sich darum selbst im ÖV um. In den untersuchten fünf Tramkompositionen traf der Autor jedes Mal sowohl auf Gangsitzer wie auf Personen, die sich darüber aufregen. «Wenn ich am Fenster sitze, schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig zur Tür», verteidigt etwa Andrea ihr Verhalten. «Ich sitze wegen meiner langen Beine am Gang. Wenn sich aber jemand neben mich setzen möchte, rutsche ich natürlich nach», sagt Claudia, die sich zuvor via Kopfhörer und Handy von der Aussenwelt abgekapselt hatte. Eine Rentnerin verweist darauf, dass ja vorher neben Ihr jemand gesessen habe. Sie habe schlicht nicht daran gedacht, nachzurücken. Für Zürcher Verhältnisse un­­üblich, entsteht sofort eine Dis­kussion im 4er-Abteil. Allgemeiner Befund: Grundsätzlich nerven Gangsitzer beziehungsweise deren egoistisches Verhalten. Einzig Martin nimmt es gelassen: «Wenn man höflich fragt, machen die meisten Platz oder rutschen nach.» Viel ärgerlicher seien diejenigen, die mit ihrer Tasche den Nebensitz blockieren. «Das sind meist die gleichen», findet Beat Z., gibt aber zu, dass er sich an heissen Tagen auch bevorzugt auf einen Gangsitz setzt, «weil es am Fenster wegen der Klimaanlage immer so zieht».

Ist der Ärger über die Gangsitzer gerechtfertigt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung: echo@tagblattzuerich.ch

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Leserkommentare

Peter Egloff - Gangsitzen oder Einkaufstasche auf dem Sitz (speziell bei Regen) in einem Tram, wo es sonst noch genügend Platz hat finde ich OK, im vollen Tram ist es aber eher ärgerlich.
"Drängler" nerven aber auch; wenn das Tram noch mehr als genug Plätze
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Vor 8 Jahren 9 Monaten  · 
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Philipp Kaufmann - Gangsitzen, naheligenden Platz für Füsse, Gepäck u.dergl. m. beschlagnahmen ist ein Ärgernis für Herrn und Frau Schüüch. Warum nicht - freundlich - seine Sozialkompetenz spielen lassen und wenn möglich grad noch ein Gespräch anfangen: Ich steige an
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Vor 8 Jahren 9 Monaten  · 
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Andrea Mordasini - Nicht nur die sogenannten Gangsitzer sind mühsam, auch die - vor allem Erwachsene - die andere nicht aussteigen lassen und stets vordrängeln müssen und jene, die "extra" in der speziell für Rollstühle und Kinderwagen gedachten Nische stehen müssen
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Vor 8 Jahren 7 Monaten  · 
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