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An den Wochenenden kommt es beim Hönggerwehr oft zu Böötler-Stau. Bild: PD

Tücken auf der Bootstour

Von: Stine Wetzel

13. Juli 2018

An heissen Tagen tummeln sich auf der Limmat die Hobbykapitäne mit ihren Gummibooten. Doch viele nehmen die Sicherheit auf die leichte Schulter.

In den letzten Jahren haben Gummiböötler die Limmat erobert: Vom Wipkingerpark lassen sie sich zehn Kilometer flussabwärts treiben, bis zur Nötzliwiese in Dietikon – gleich neben dem Ausstieg befindet sich die S-Bahn, mit der es zurück in die Stadt geht. Das Böötle ist so beliebt geworden, dass man an Wochenenden beim Aus- und Einbooten beim Hönggerwehr inzwischen Schlange steht. Die Limmat gilt im Vergleich zu anderen Flüssen als relativ ungefährlich – trotzdem können Böötler einiges falsch machen.

Im vorletzten Sommer wurde es beim Hönggerwehr aufgrund starker Strömung einige Male für Böötler brenzlig. Seither warnt ein grosses Transparent bei der Europabrücke vor dem Wehr und weist auf den Ausstieg hin. Generell empfiehlt die Stadtpolizei, «sich nicht alkoholisiert ins oder aufs Wasser zu begeben und sich an die Regeln der SLRG zu halten», so Sprecher Marc Suber.

Nach den Regeln der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) müssten die Hobbykapitäne unter anderem eine Rettungsweste tragen, unbekannte Flussabschnitte vorgängig erkunden und dürften die Boote nicht zusammenbinden. Doch werden die Regeln wirklich beherzigt? SLRG-Sprecher Philipp Binaghi räumt ein, dass die Regeln noch zu wenig verankert sind. «Dabei können Baderegeln helfen, 80 bis 90 Prozent der Unfälle zu vermeiden.» Rettungswesten zumindest entdeckt man heute so gut wie keine auf der Limmat. «Das ist vergleichbar mit dem Velohelm, der vom Gesetz ja auch nicht vorgeschrieben ist», findet Binaghi. «Vor 15 Jahren waren diejenigen mit Helm die Exoten. Inzwischen hat sich der Helm etabliert.» Mit der Weste könnte es ähnlich sein, meint er.

Sorgen bereiten der SLRG aber vor allem die schwimmenden Inseln, Flamingos und Einhörner. «Spassgeräte gehören definitiv nicht in tiefe Wasser oder auf den Fluss», so Sprecher Binaghi. «Viele sind sich nicht bewusst, welchem Risiko sie sich aussetzen.» Auch Polizeisprecher Surber sagt: «Badehilfen wie kleine Gummiboote, Luftmatratzen oder ähnliche Gegenstände sorgen für eine trügerische Sicherheit.» Schon ein Ast könne da zum Verhängnis werden.

Edith Durrer vom Mietservice und Tourenanbieter Kayakfun sieht die aufblasbaren Gags aus einem anderen Grund nicht gerne: «Wir beobachten oft, wie die Utensilien an der Ausbootstelle zurückgelassen oder weiter flussabwärts treiben gelassen werden.»

Spass auf Kosten der Natur

Durrer schätzt die Situation an der Limmat momentan als entspannt ein: «Zur Zeit ist die Limmat aufgrund des tiefen Wasserstandes ein ruhiges Gewässer mit wenig Strömung. Aber Achtung: Das kann sich nach einem Gewitter oder heftigem Regen schnell ändern.» Ihre Kunden weist sie darauf hin, dass sie die Boote keinesfalls zusammenbinden. «Viele denken, wir sagen das proforma. Aber wir haben gerade erst eine Situation auf der Reuss miterlebt, in der eine Bootsgruppe beim Brückenpfeiler freigeschnitten werden musste, weil der Sog so stark war und sie manövrierunfähig waren.»

Ein weiterer Risikofaktor: Für viele gehört Alkohol beim Böötle zur Ausrüstung dazu. Gesetzlich machen sie damit nichts falsch. Weil die einfachen Gummiboote nicht in die Kategorie der Wasserfahrzeuge fallen, gilt für Personen, die damit unterwegs sind, auch nicht die Promillegrenze des Binnenschifffahrtsgesetzes. Doch gerade bei Strömung ist schnelle Reaktionsfähigkeit gefragt. «Es ist teilweise bedenklich, in welchem Zustand manche Gruppen auf dem Wasser unterwegs sind», findet Durrer.

Sie sieht noch ein ganzes anderes Problem beim Böötle: Immer wieder erlebe sie, wie Enten und Schwäne aus Unwissenheit belästigt werden. «Sie werden in die Enge getrieben oder aufgescheucht.» Durrer findet: «Einige wollen einfach ihren Spass haben, ihnen fehlt der Respekt vor der Natur.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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