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Porträt

Hans Graber, stolz mit Turnerband, sowie Gratulanten Regierungsrat Mario Fehr (l.) und Stefan Schötzau, Sportamt-Chef. Bild: SIB

Ein Turner wird 100

Von: Sibylle Ambs

16. Januar 2018

Sport hält fit: Hans Graber, Mitglied des Turnvereins Zürich-Wiedikon, ist das beste Beispiel. Letzte Woche feierte der älteste Turner des Kantons Zürich seinen 100. Geburtstag. Unter den Gratulanten Sportminister Mario Fehr.

Man traut ihm durchaus zu, dass er einfach so aus dem Fenster steigen könnte wie Allan Karlsson im Buch «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand». Denn gut genug zu Fuss und fit im Kopf ist Hans Graber alleweil. Bloss, dass er nicht einfach so verschwinden kann, wie es der Held im Buch an seinem 100. Geburtstag getan hat. Denn Hans Graber erwartet Besuch: kein Geringerer, als der Vorsteher der Sicherheits­direktion, Regierungsrat Mario Fehr, steht zusammen mit Stefan Schötzau, Chef des Sportamts des Kantons, höchstpersönlich vor der Tür, um zu gratulieren. «Ich wusste gar nicht, dass mich so viele Leute kennen», wundert sich der fitte Rentner. Seinen Humor hat er sich auf jeden Fall bewahrt, und auch sonst scheint der kleine Mann mit dem aufrechten Gang noch viel Energie zu haben.

Auf Du und Du mit Fehr

Dass sich Mario und Stefan – unter Turnern ist man per Du – Zeit für einen persönlichen Besuch nehmen, freut Hans Graber besonders. «Ohne das Turnen hätte ich heute keine Kollegen mehr», weiss Hans Graber. Mario Fehr bestätigt: «Die Turnerfamilie ist etwas ganz Besonderes. Man schliesst Freundschaften, die ein Leben lang halten.» Auch der Sportminister blickt auf eine Turner-Vergangenheit zurück, die allerdings nicht ganz so lange währte wie die rekordverdächtigen 80 Jahre von Hans Graber. «Mit zwölf Jahren fing ich mit dem Turnen an. Damals waren wir Feierabendturner, keine Spitzensportler!» Trotzdem hat sich Hans Graber Spitzenränge erturnt: 32 Kränze und unzählige Auszeichnungen hat er in seiner langen Karriere gewonnen sowie einen Service mit fünf Zinnbechern: «Für jeden Becher musste ich zehn Jahre turnen.» Heute sei ja vieles anders, bedauert er. «Ich habe in meinem ganzen Leben keinen anderen Sport betrieben. Meine Lieblingsdisziplinen waren der Barren und die Ringe.»

Der gebürtige Baselbieter aus Oberwil kann sich noch an sein allererstes Turnfest erinnern: «1936 fand das Eidgenössische in Winterthur statt. Das war eine Weltreise für mich! Kaum war ich dort, bekam ich schon Heimweh.» Sein Hobby hat ihn aber im Verlauf der Jahre an noch viel abgelegenere Orte verschlagen: «1950 waren wir in Paris, davor in Stockholm und Lissabon.» Während Hans Graber erzählt, blättert er durch seine Fotoalben: Unzählige Fotos belegen die aussergewöhnliche Turnerkarriere des 100-Jährigen.

1939 hat er Baselland in Richtung Zürich verlassen und ist geblieben. Hier hat er bei den Maag Zahnrädern gearbeitet, in der Freizeit mit dem Turnverein Wiedikon damals beim Aufbau der Sprungschanze am Uetliberg mitgeholfen und als einer der Ersten Turnen für jedermann in der Turnhalle Döltschi geleitet: «Da kamen bis zu 110 Leute – und ich stand vorn und gab den Tarif durch», lacht er. Den Uetliberg kennt er wie seine Westen­tasche. Regelmässig marschiert er auf allen vier Routen hoch – auch auf der richtig steilen, bei der sogar Mario Fehr nach eigenen Angaben ins Schnaufen kommt. Das E-Bike hingegen hat Graber Ende 2017 in die Ecke gestellt, Velofahren ist ihm zu gefährlich geworden. Überhaupt scheint sich der Senior nur vor ­etwas wirklich zu fürchten: überfahren zu werden. Alles andere kann ihn nicht schockieren, und er blickt gelassen in die Zukunft.

 

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