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Reportage

Wie ein expressives Gemälde: Zürich aus der Sicht von Touristen (rot) und von Einheimischen (blau). Bild: Eric Fischer

Eine Stadt, zwei Blickwinkel

Von: Jan Strobel

21. April 2015

Der US-Amerikaner Eric Fischer hat besonders einmalige Karten von 124 Städten weltweit geschaffen, darunter auch von Zürich. Sie zeigen, wie Touristen und Einheimische die Stadt aufnehmen.

Wer das obige Bild betrachtet, könnte meinen, es handle sich um eines dieser expressiven Gemälde, um moderne Kunst, die sich gut an der Wand eines durchdesignten Wohnzimmers machen würde. Wer genauer hinsieht, erkennt allerdings ein bekanntes Muster – und zwar dasjenige der Stadt Zürich. Das Bild hat auch nichts mit Malerei zu tun, sondern es bildet vielmehr Daten ab, die der 42-jährige US-amerikanische Datenkünstler Eric Fischer aufwendig zusammengetragen hat.

Entstanden ist eine Karte, die einen Zugang zu Zürich ermöglicht, wie er bisher noch nie zu sehen gewesen ist: Die roten Punkte zeigen, wo Touristen Fotos schiessen, bei den blauen drückten Einheimische auf den Auslöser ihres Smartphones oder Tablets. Fischer nutzte dafür die Daten aus sozialen Netzwerken wie Twitter oder aus Online-Communities wie der Fotoplattform Flickr, wo die User ihre Bilder hochladen, teilen und mit einem sogenannten Geotag versehen, der Fotos geografisch zuordnet. Die so entstandene Zürcher Karte ist Teil von Fischers monumentalem Datenkunstwerk «Locals and Tourists», das 124 Städte weltweit auf diese Weise abbildet. 2010 schaffte es der Mann aus Kalifornien mit einigen Karten sogar ins New Yorker Museum of Modern Art.

Das Zürcher Exemplar zeigt, wie die Stadt aus den verschiedenen Blickwinkeln wahrgenommen wird, von welchen Orten zum Beispiel auswärtige Besucher kaum Notiz nehmen. Zürich ist, grob gesagt, zwei­geteilt: Wenig überraschend tummelt sich das Gros der Touristen rund ums Seebecken und in der pittoresken Altstadt. Die absoluten Hotspots sind der Bürkliplatz, die Quai- und Münsterbrücke. Wie eine rote Ader zieht sich auch die Bahnhofstrasse Richtung See. Und dann gibt es auf Fischers Karte kleine, isolierte rote «Touristen-Inseln»: Der Uetliberg ist eine davon, der Flughafen natürlich und die Gegend um Hardbrücke und Prime Tower, wo sich auch einige der angesagten Lokale befinden. Besonders rot ist es am Google-Sitz in der Enge, und auch das Löwenbräu-Areal mit seinen Galerien scheint einige trendaffine Touristen anzuziehen.
Und die Einheimischen? Ihr Revier sind besonders die Kreise 4 und 5. Als dünner blauer Faden zeigt sich zum Beispiel die Langstrasse. Touristen scheinen sie, zumindest als teilbares Sujet im Netz, nicht besonders interessant zu finden, das gilt auch für den Helvetiaplatz. Weitgehend unentdeckt von Touristen ist die Gegend rund um die Europaallee. Interessanterweise wird auch der Sechseläutenplatz gemäss Fischers Karte von den Kameras der Touristen, zumindest im Vergleich zur Altstadt, eher links liegen gelassen. Und die Blatterwiese ist ohnehin in Zürcher Hand. Für viele Touristen scheint der Spaziergang den See entlang hinter dem Opernhaus aufzuhören.

Hier gehts zu "Locals and Tourists"

TOURISTEN: Quaibrücke und Münsterbrücke sind die klassischen Hotspots für Touristen in der City. Bild: JS

TOURISTEN: Ganymed auf der Bürkliterrasse musste schon oft als Fotomodell herhalten. Bild: JS

EINHEIMISCHE: Die Blatterwiese ist fest in Zürcher Hand. Bild: PD

TOURISTEN: Beim Bürkliplatz bietet sich, auch dank der Baustellen-Brücke, ein grossartiger Seeblick. Bild: JS

EINHEIMISCHE: Die Langstrasse scheint Touristen als Sujet dagegen weniger anzusprechen.   Bild: JS

TOURISTEN: Die Bahnhofstrasse ist die Touristenmeile schlechthin. Bild: JS

EINHEIMISCHE: Helvetiaplatz und Xenix tauchen in Touristen-Posts seltener auf. Bild: PD

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Leserkommentare

Ingrid Notter - Toll ist es, aber leider finde Zürich nicht? Schade

Vor 9 Jahren 1 Tag  · 
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raghavan vasudevan - A very good article and I found it interesting

Vor 9 Jahren 1 Tag  · 
Noch nicht bewertet.