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Reportage

Gemeinsam sind sie am Puls (von links): Daniel Oeler, Alpha Protect AG; Arsim Murtezani, örtlicher Bauleiter Emch und Berger AG; Markus Gerber, Senior Projekt­leiter Tiefbauamt der Stadt Zürich; Redaktorin Sibylle Ambs, José Cunha, Polier Soltermann AG, und Ueli Neuschwander, Geschäftsführer Soltermann AG. Bild: Nicolas Y. Aebi

Heisser Strassenbau-Sommer

Von: Sibylle Ambs

24. Juli 2018

AM PULS An der Limmattalstrasse in Höngg wird zurzeit tief gegraben und hart geschuftet. Keine Zeit für ­Sommerferien für die Baufirma, dafür neue Tramgeleise, durchgehende Velostreifen und hindernisfreie Fahrt für die Bevölkerung ab Ende Jahr.

 

Zwei grosse Kranbagger, zahlreiche kleinere Dumper und eine Menge Männer in leuchtend gelber Arbeitskleidung – so präsentiert sich die Lage zurzeit entlang der Limmattalstrasse zwischen Wartauweg und Winzerstrasse in Zürich.

Wo einst Ampeln und Verkehrsinseln standen, weisen jetzt Bauabschrankungen den Weg zwischen tiefen Gräben und grossen Mulden. Autos, Busse, Trams und Fussgänger werden vom Verkehrsdienst mittels Handzeichen über die Kreuzung geleitet. «Die Sanierung an der Limmattalstrasse ist zurzeit eines der grössten Strassenbauprojekte des Tiefbauamts», erklärt Markus Gerber, zuständiger Projektleiter der Stadt Zürich.

«Wir erneuern die Kanalisation, die Gas-, Wasser- und Werkleitungen und den gesamten Oberbau der Strasse. Zudem bauen wir die beiden Tramhaltestellen behindertengerecht aus, und es wird künftig auf beiden Strassenseiten einen durchgehenden markierten Velostreifen geben.» Dafür werden insgesamt rund 160 Meter Trinkwasserleitungen, 500 Meter Kanalisationsrohre und rund 5000 Quadratmeter Belag eingebaut. Die aufwendigsten Arbeiten auf der Kreuzung bei der Winzerstrasse wurden in die Sommerferienzeit gelegt. Die Strasse stadteinwärts ist von Anfang Sommerferien bis Anfang Herbst­ferien gesperrt. Das Tram hingegen fährt – noch. Im Herbst nämlich geht es den Schienen an den Kragen: «Am sogenannten Gleisschlag-Wochenende im Oktober werden die Gleise erneuert. Die Strecke wird für den Trambetrieb gesperrt sein», so Markus Gerber. Vorerst aber ist die Kanalisation im Fokus, und die rund 600 Meter lange Baustelle ist fest in den Händen von Polier José Cunha von der Baufirma Soltermann AG. «Seit Baubeginn Anfang Juli sind wir mit 17 Mann vor Ort», erläutert er. «In den nächsten Wochen werden wir auf 30 aufstocken. Wir haben einen sehr engen Terminplan!»

Heute ist auch Arsim Murtezani vor Ort. Der Bauingenieur der Firma Emch und Berger AG Zürich ist der örtliche Bauleiter und für die Ausführung der Arbeiten zuständig. «Wir bauen in verschiedenen Etappen, da wir uns ansonsten gegenseitig behindern würden», erklärt er. «Normalerweise baut man von Kontrollschacht zu Kontrollschacht, das sind ungefähr 70 Meter. Die Etappe hier ab Haltestelle Winzerstrasse ist aber mehr als doppelt so lang. In den letzten zwei Wochen haben wir den bis zu fünf Meter tiefen Graben entlang der Gleise stadteinwärts für die neuen Werkleitungen auf einer Länge von 150 Metern ausgehoben.» Alles bereit also für die neue Kanalisation. Die alte ist übrigens 100 Jahre alt – das ist die normale Lebensdauer von Kanalisationsleitungen. Der Einbau der 40 Zentimeter bis zu einem Meter Durchmesser grossen neuen Rohre steht als Nächstes auf dem Programm. «Die Arbeiten entlang der Tramgleise sind anspruchsvoll», so Polier José Cunha. «Die Fahrleitungen stehen rund um die Uhr unter Strom. Wir haben extra von den VBZ ausgebildete Leute, die für die Sicherheit zuständig sind, und unsere Maschinen haben eine Höhenbegrenzung installiert.» Gearbeitet wird von Montag bis Freitag, Nacht- oder Wochenendeinsätze werden wenn möglich vermieden. Nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Anwohner, deren Grundstücke zum Teil keine drei Meter vom tiefen Werkleitungsgraben entfernt sind.

«Bis jetzt hatten wir keine Klagen», so José Cunha. «Im Gegenteil! Es gibt hier einen sehr netten Herrn, der uns bis jetzt jeden Morgen zwei grosse Pack Mineralwasser gebracht hat. Ich hab ihm gesagt, er müsse das nicht tun, aber er möchte es so.» Im Gegenzug ist immer ein hilfsbereiter Strassenbauer zur Stelle, wenn einer der Anwohner aus seiner Einfahrt ausparken muss und Manövrierhilfe braucht, um zwischen den Bauabschrankungen auf die Strasse zu gelangen.

Überhaupt ist die Stimmung trotz regem Verkehrsaufkommen stadtauswärts, einem Tram alle sieben Minuten, dem Kommen und Gehen der Anwohner und mindestens 40 Grad Bodentemperatur entspannt und freundlich – sogar auf der grossen Kreuzung bei der Winzerstrasse. «Obwohl es hier viel Platz hat, wird es trotzdem eng mit den vielen Baumaschinen», so Arsim Murtezani. «Die Maschinisten haben eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie koordinieren die ganzen Arbeiten und haben immer auch ein Auge auf den Verkehr und die Umgebung.» Den Verkehr im Blick, oder besser gesagt, fest im Griff, haben auch die Angestellten des Verkehrsdienstes. Sie stehen jeweils zu zweit auf der Kreuzung und regeln den Verkehr. «Unsere Mitarbeiter sind geschult und verfügen über grosse Erfahrung im Verkehrsdienst», so Manfred Dietrich, Geschäftsführer der Alpha Protect AG. Seine Firma stellt im Auftrag des Tiefbauamts das Personal für die Gewährleistung der Sicherheit im Verkehr auf der Kreuzung Winzerstrasse. Dank klaren Handzeichen und Augenkontakt mit allen Beteiligten schaffen die Verkehrsspezialisten sichere Bedingungen für Autofahrer, Tram- und Buschauffeure, Fussgänger und Velofahrer. 

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