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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Eure Rede aber sei …

Von: Daniel Leupi

An dieser Stelle war schon von ihm die Schreibe. Ein Kandidat, der Dritte beschimpft. Dessen Aussagen gemäss einer Expertin in der NZZ am Sonntag zu achtzig Prozent falsch waren. Der bei einem Auftritt das eine sagte, beim Nächsten das Gegenteil und beim Dritten nochmals etwas anderes.

Doch seit er gewählt ist, relativiert er Aussage um Aussage: Seine Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe, die Abschaffung von Obamas Gesundheitsreform, die Existenz des Klimawandels oder den Einsatz der Foltermethode Waterboarding, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Soll ich nun (ein bisschen) beruhigt sein: Der Mann hat den Wahlkampfmodus abgelegt, lässt sich beraten und kommt langsam zur Vernunft? Oder soll ich denken: Was für ein unzuverlässiger Typ, der sich nicht an seine Aussagen und Wahlkampfversprechen hält?

Natürlich darf man im Wahlkampf nicht alle Worte auf die Goldwaage legen. Seine Konkurrentin war ja auch kein Ausbund von Transparenz. Und ein solches Verhalten findet man nicht nur in den USA: Gewisse hiesige Parteien haben ihre Haltung zur Masseneinwanderungsinitiative höchst «dynamisch» entwickelt. Dies zeigte die oben genannte Zeitung in einem Artikel auf, von dem auch der Titel dieser Kolumne stammt.

Trotzdem neige ich klar zur zweiten Ansicht. Wer so flexibel mit Wahrheit und Respekt umgeht, der kennt auch keine Skrupel, eine zurückgenommene Aussage wieder über den Haufen zu werfen. Zudem hat er zahlreiche haarsträubende Aussagen nie relativiert oder sich dafür entschuldigt. Im Gegenteil. Wer widersprach, wurde aufs Übelste beschimpft.

«Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.» Vielleicht ist das Bibelwort etwas zu absolut. Aber die Kommunikation des designierten neuen Hausherrn im Weissen Haus halte ich für keinen Gewinn für Politik und Gesellschaft.

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