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Stadtratskolumne

Filippo Leutenegger

Hafenkran: Eine Nachlese

Nur neun Monate hat er am Limmatquai gestanden. Und auf den Tag genau sechs Jahre hat die Geschichte «Zürcher Hafenkran» gedauert. Am 29. Januar 2009 wurde er erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, und morgen, 29. Januar 2015, ist der Hafenkran Geschichte.

Zeit für eine kleine Bilanz, die für jede und jeden anders ausfällt. Kürzlich durfte ich mit Kritikern und Befürwortenden der Kran-Geschichte einen öffentlichen Erfahrungsaustausch durchführen. Ich habe eine sehr kontroverse, aber gehaltvolle und gleichzeitig heitere Veranstaltung erlebt. Es gab am Schluss sogar so etwas wie einen Konsens: Über Kunst soll man streiten – aber möglichst mit Spielregeln, welche die Politik zu klären hat. Denn wie viel Kunst die Steuerzahlenden finanzieren wollen, ist zuerst politisch und demokratisch zu entscheiden. Danach müssen aber die Kunstschaffenden frei arbeiten können. Für «100 Jahre Dada» nächstes Jahr ist dies offenbar gelungen, sogar aus SVP-Sicht. Der Gemeinderat wusste, worum es ging, die städtische Unterstützung wurde heftig kritisiert, am Ende sagte der Gemeinderat, wie viel das Jubiläum kosten darf, und nun sind die Kulturschaffenden an der Reihe.

Beim Hafenkran lief einiges falsch, und aus verschiedenen Gründen fand die Grundsatzdiskussion erst während der Planung statt, als schon Verträge existierten. Deswegen gab es Kompetenzstreitigkeiten, Missverständnisse, Verzögerungen, und je länger der Streit dauerte, desto gehässiger und unversöhnlicher wurde er.

Natürlich gibt es einfachere politische Systeme als das unsere. Bei uns kann kein Präsident einfach mal kurz hinstehen und sagen: «Da installieren wir nächsten Monat einen Hafenkran und fertig». Bei uns muss sich Kultur mit Politik und Demokratie herumschlagen. Das System ist kompliziert, langsam, anspruchsvoll, aber letztlich verlässlich. Deshalb hat der Hafenkran stellvertretend für unsere demokratische Eigenart über die Landesgrenzen hinaus Furore gemacht.

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