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Stadtratskolumne

Richard Wolff

Politik ist kein Fussballmatch

Die Medien und einzelne politische Exponenten lieben es, Sachverhalte so darzustellen, dass Siege deklariert und Niederlagen konstatiert werden können. Diese Sichtweise greift im politischen Tagesgeschäft jedoch zu kurz. Politik besteht zu einem grossen Teil aus Denk-, Entwicklungs- und Handlungsprozessen. Verlaufen diese erfolgreich, ist es ein Sieg nach Punkten für die Gesellschaft.

So wurde vorletzte Woche der Vorschlag der Schweizerischen Fussball-Liga, eine private Firma mit der Videoüberwachung bei Fussballspielen zu beauftragen, medial als Durchbruch gegen die Exzesse gewaltbereiter Fangruppen gefeiert.

Für mich ist diese Sache jedoch nicht zu Ende gedacht. Es ist immer einfacher, eine Position zu vertreten, die kurzfristig richtig erscheint, als abzuwägen und langfristige Implikationen mitzudenken.

Mir stellen sich zu ebendiesem Beispiel folgende Fragen: Sind die Mitarbeiter einer privaten Firma sorgfältig genug rekrutiert und ausgebildet worden, um eine Überwachungsaufgabe im öffentlichen Raum in einer Risikosituation zu übernehmen? Welcher Kontrolle unterstehen sie? Wie steht es um ihre Sicherheit, wenn sie im Einsatz sind? Welche Auswirkung hat diese Privatisierung auf die Arbeit der Polizei? Und ist es überhaupt wünschenswert, eine Aufgabe, die bis anhin von der Polizei wahrgenommen wurde, zu privatisieren?

Darüber hinaus sind wir als Gesellschaft gefordert, einen Diskurs darüber zu führen, welche Grundannahmen unser Zusammenleben prägen sollen. Für mich persönlich bedeutet das vor allem gegenseitigen Respekt und Wohlwollen. Kein Platz in dieser Vision hat Gewalt, die ich in jeder Form ablehne. Massnahmen für die Sicherheit an Fussballspielen müssen sich zudem im Rahmen der geltenden Gesetze bewegen und vor allem auch wirksam sein.

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