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Kultur

«Musik, die allen gefällt, ist keine Kunst», sagt Angelo Branduardi. Bild: PD

Der schrullige Violinist

Von: Reinhold Hönle

09. Oktober 2018

Italo-Barde Angelo Branduardi lässt am 20. Oktober im Volkshaus in Zürich seine Hits aus den 1970er-Jahren und Musik aus Mittelalter und Renaissance aufleben. Im Interview erklärt er, warum er eigentlich lieber Klavier als Geige gespielt hätte.

Sie sind heute von Ihrem Haus auf einem Hügel zwischen Lago di Lugano und Lago Maggiore nach Luino gekommen. Was unterscheidet diese Orte?

Angelo Branduardi: Luino ist mondän. Es liegt auf der lombardischen Seite des Lago Maggiore, welche die «magere Küste» genannt wird und früher von ärmeren Leuten bewohnt wurde, während die andere, «fette Küste» sogar von Zaren besucht wurde. Unser Zuhause steht in einem italienischen Nationalpark, den ich «mein kleines Kanada» nenne, da es einige Hundert Meter höher liegt und wir Aussicht auf die umliegenden Berge, Wälder und Seen haben.

Wie stehen Sie zum grossen Markt, für den Luino berühmt ist?

Er ist einer der ältesten Märkte Europas. Die Leute kommen mit Reisebussen aus der ganzen Schweiz und anderen Nachbarländern hierher, da er sehr malerisch ist. Natürlich hat er auch einen weniger schönen Teil, der vor allem aus Produkten Made in China besteht, aber besonders dort, wo es Spezialitäten aus der Gegend gibt, lohnt sich der Besuch. Ich mag vor allem den Schafskäse.

Was inspiriert Sie mehr, dieses bunte Treiben oder die Natur?

Sicher die Natur des Nationalparks. In Luino kenne ich fast niemand, in unserem Dorf fast alle 390 Einwohner. Oft weiss allerdings nicht einmal ich selbst, woher meine Inspiration kommt.

Neben Ihrem musikalischen Stil und Ihrem Lockenkopf ist die Geige Ihr drittes Markenzeichen. Was bedeutet sie Ihnen?

Die Geige ist mein Leben! Dabei wollte ich gar nicht Geige spielen, sondern Klavier. Ich hatte nämlich auf der Montessori-Musikschule für ärmere Kinder aus dem Hafenviertel von Genua eine junge Musiklehrerin, die ich sehr mochte und die Klavier spielte.

Weshalb sind Sie trotzdem zur Geige gekommen?

Ein Klavier war zu gross und zu teuer. Als Musikliebhaber sorgte mein Vater jedoch für eine Alternative. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie er mich zum Geigenlehrer brachte, den Kasten mit meinem Instrument öffnete, dessen Form und den Geruch des Baumharzes, mit dem der Bogen eingerieben wurde. Jahre später machte ich mich auf die Suche nach einer genau gleichen tirolischen Geige und fand eine wunderschöne Stainer.

Stört es Sie, als etwas schrulliger Einzelgänger und musikalischer Sonderfall wahrgenommen zu werden?

Das Publikum sieht mich als merkwürdige Person, und es hat recht. (lacht) Niemand macht, was ich mache. Sogar, als ich sehr bekannt wurde, war ich der Einzige, der keine Nachahmer hatte. Das bedeutet, dass ich etwas ganz Spezielles mache. Das kann man lieben oder verabscheuen – und das ist gut so, denn Musik, die allen gefällt, ist keine Kunst.

Sie nehmen auch kammermusikalische CDs auf. Beeinflusst die «Futuro antico»-Reihe die kommende Tournee?

Ja, sicher! Momentan beschäftige ich mich für mein 9. Album in dieser Reihe gerade mit der ladinischen Kultur in Südtirol. Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass es so viele Fortsetzungen geben würde, aber offensichtlich interessieren sich die Leute dafür. Natürlich bewegen sich die Verkaufszahlen nicht in Rock/Pop-Dimensionen, aber für den Bereich Klassik sind sie schon fast astronomisch . . .

Angelo Branduardi live im Volkshaus Zürich, Samstag, 20.10., 20 Uhr

www.angelobranduardi.it

Das «Tagblatt» verlost 3 × 2 Tickets für das Konzert im Volkshaus am 20. Oktober. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Angelo an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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