mobile Navigation

Kultur

Das Projekt «Song Book» von Stephan Eicher (l.) und Martin Suter besteht aus einer CD, einem Buch mit Liedtexten und dazu fabulierten Geschichten sowie der Tournee, die in Zürich startet. Bild: PD

Eine wohlüberlegte Freundschaft

Von: Reinhold Hönle

20. Februar 2018

Gemeinschaftsprojekt: Schriftsteller Martin Suter und Musiker Stephan Eicher haben mit dem Projekt «Song Book» den ersten grossen gemeinsamen Wurf gelandet. Jetzt gehen sie zusammen auf Tournee.

Was haben Sie empfunden, als Sie vor bald 12 Jahren die erste Frucht Ihrer Zusammenarbeit gehört haben?
Martin Suter: Ich lag auf Ibiza mit einer Erkältung oder Grippe im Bett, als «Weiss nid was es isch», das ich am Vortag geschrieben und gemailt hatte, vertont und gesungen zurückkam. Ich dachte: «Genau so muss es klingen!» Diesen Gedanken habe ich nicht jedes Mal, aber immer wieder, wenn wir zusammenarbeiten.

Stephan Eicher: Meine Erfahrung ist jüngeren Datums, da ich mich immer von seinen Texten inspirieren liess. Bei den letzten beiden Liedern auf «Song Book» war es erstmals umgekehrt. Als er mir den Text «Ds alte Paar» zu ­meinem Stück schickte, habe ich vor Rührung geweint. Ich habe daran gedacht, wie meine Eltern aus ihrem Haus ins Altersheim zogen. Das hat mich umgehauen. Auf diesen schwierigen Schritt wird man weder in der Sekundarschule noch an der Uni vorbereitet.

Welche Ideen liefern Sie dem Co-Autor mit?
Eicher: Es ist nicht so, dass mir Martin sagt, welche Musik er sich zu einem Text vorstellt. Oder nur selten. Er sagt ja immer, er will eine Country-Nummer! (lacht) Nein, ich glaube, wir lassen uns maximale Freiheit: Jeder macht seine Arbeit und hofft auf die bestmögliche Ergänzung des anderen, der meistens weit weg ist. Und jedes Mal ist das Produkt grösser als das, was jeder von uns allein könnte. Das erzeugt in mir ein extremes Hochgefühl – wie alle Sachen auf dieser Welt, die gelingen, weil Menschen gut zusammenarbeiten.

Wie nimmt ein Schriftsteller diese zusätzliche Dimension wahr?
Suter: Bisher war es den meisten Leuten nicht bewusst, dass ich hin und wieder einen Text für Stephan schreibe. Da es nun erstmals ein ganzes Album ist und wir gemeinsam auf Tournee gehen werden, könnte sich das nun ändern. Generell sind Songtexter aber ebenso wenig im öffentlichen Bewusstsein wie Drehbuchautoren. Es gibt nur wenige Eingeweihte. Einmal bin ich jedoch einem begegnet, als ich mit dem Zwillingskinderwagen an der Limmat spazieren ging. Ein Velofahrer, in dessen Anhänger zwei Kinder sassen, hat angehalten und gefragt: «Zrügg zu mir – wem sagt er das?» Ich antwortete: «Dem Neuen sagt er das über seine Ex.» Worauf er aufatmet: «Gut, das habe ich mir gedacht!» («Zrügg zu mir» ist ebenfalls eine Zusammenarbeit von 2007, Anm. d. Red.)

Haben Sie sich diesmal – für ein ganzes Album und Buch – gemeinsam zurückgezogen?
Suter: Nein, aber wir hatten das Hotel in Lugano schon reserviert.

Eicher: ... und ich habe es vermasselt. Die Sommerferien gingen zu Ende, mein Sohn musste zurück in die Schule, und ich hörte am Zürcher Hauptbahnhof, dass das Früchtchen nicht dort war. Da musste ich in die Hosen und Martin eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges absagen. Das war hart, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir dürfen die drei ­bezahlten Nächte im Fünfsternhotel Splendid nachholen.

Wie gross ist die Streitlust, von der Martin Suter im «Song Book» erzählt, bei Ihnen?
Eicher: Leider meinte Martin in einem früheren Interview, wir seien dann doch nicht so gute Freunde, dass wir schon miteinander streiten würden . . . (lacht) Nein, wird sind auf der Hut, dass so ein Bullshit wie das Streiten zwischen uns nicht aufkommt. Deshalb verzichten wir darauf, gemeinsam zu kochen. Da würden vermutlich die Fetzen fliegen. Auch die künstlerische Distanz ist wohlüberlegt.

Weitere Informationen: 
Die Konzerte von Stephan Eicher und Martin Suter im Volkshaus (26. 2. und 2. 3.) sowie im Kauf­leuten (4. 3.) sind ausverkauft. Am 13. und 14. November 2018 geben sie noch nicht ausverkaufte Zusatzkonzerte in der Halle 622.
www.allblues.ch

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt» verlost 2 × 2 Tickets für das ausverkaufte Konzert von Stephan Eicher und Martin Suter vom 2. März um 20 Uhr im Volkshaus Zürich. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefonnummer und dem Betreff Book an: gewinn@tagblattzuerich.ch

zurück zu Kultur

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
2.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare