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Album

Ab ins Kino!

Von: Maja Zivadinovic

17. Februar 2015

Ich beobachte immer wieder das gleiche ­Zürich-Phänomen: Gibt man in dieser Stadt zu, dass man etwas Kommerzielles gut findet, gilt man als uncool. Man ist nur en vogue, wenn man Musik hört, die keiner kennt, Klamotten von einem unbekannten Designer trägt oder Filme nur in Kinos wie dem Riff­raff oder Houdini guckt.

Letzte Woche ist mir dieses Züri-Mödeli besonders aufgefallen. Kaum ist «Fifty Shades of Grey» ins Kino gekommen, waren alle damit beschäftigt, den Film zu kritisieren. Zu wenig Sex! Zu viel Plattitüde, kein Sado-Maso, lächerliche Besetzung, alles Scheisse! Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman, der von E. L. James geschrieben wurde. Obwohl dieser jegliche Rekordzahlen übertroffen hat, schimpft die Stadt die Geschichte «Hausfrauenmöchtegernporno».

Find ich unmöglich. Also hab ich mir ein eigenes Bild gemacht und mir den Film angesehen. Die Rolle der ­etwas schüchternen Studentin Anastasia Steel spielt Dakota Johnson, die Tochter von Don Johnson und ­Melanie Griffith. Die Rolle des erfolgsverwöhnten Geschäftsmannes mit Hang zu hartem Sex wird von Jamie Dornan verkörpert. Wer sich den Streifen wirklich reingezogen hat und dann immer noch behauptet, die beiden seien eine Fehlbesetzung, muss meiner Meinung nach entweder blind, ignorant oder beides zusammen sein. Ich hab den beiden Darstellern sowohl ihren Sex als auch – was in dieser Story sowieso wichtiger ist – ihre Liebes­geschichte abgekauft.

Womit sich der Kreis für mich schliesst: All die Stadtzürcher, die zu cool waren, um das Buch zu lesen, gehen davon aus, dass es bei der ­Story nur um SM-Sex geht. Kein Wunder, sind sie ­enttäuscht, wenn sie aus dem Kino kommen. ­Zumal es bis zum ersten Mal eine ganze Weile dauert. Mag ich all denen, die das Gefühl ­hatten, es handle sich bei «Fifty Shades of Grey» um einen Sexfilm, gönnen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich der Film sehr gut unterhalten hat. Ich wünsche Anastasia und Christian nichts mehr, als dass sie einen Weg finden, ihre Beziehung und seine Neigung unter einen Hut zu bringen. Man kann mich jetzt einfach gestrickt schimpfen. So will ich die Gelegenheit nutzen, um zu sagen, dass «Love Actually» und «Notting Hill» meine Lieblingsfilme sind und Hugh Grant, der in beiden Filmen mitspielt, einer meiner Lieblingsschauspieler ist. Charlotte Roches «Feuchtgebiete» und «Schossgebete» hab ich übrigens auch gelesen und den dazugehörigen Film mit Carla Juri in der Hauptrolle (spielt sie super) auch gesehen. Und wissen Sie was? All das zuzugeben, tut kein bisschen weh.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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