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Album

Antennen ausrichten

Von: Jan Strobel, Redaktor

14. März 2017

Letzten Montag überraschte der «Blick» die Schweizer Öffentlichkeit effektvoll mit einem Aufruf an die hiesigen Türken, beim Referendum über Erdogans Variante des Ermächtigungsgesetzes am 18. April mit Nein zu stimmen. Die NZZ befand die Aktion in einem Kommentar als «heikel». Es sei kaum vorstellbar, dass eine Schweizer Zeitung zum Beispiel Amerikanern, die in der Schweiz leben, nahelegen würde, welchen Präsidenten sie wählen sollen. Dabei war genau das passiert: Im Oktober 2016 rief der «Tages-Anzeiger» den «dear Americans in Switzerland» entgegen: «Vote for Hillary!» Als «heikel» wurde das damals nicht wahrgenommen. Dabei hat der «Blick» recht: In einer Demokratie leben und von ihren Freiheiten profitieren, dann aber für eine Diktatur stimmen, in der man selbst nicht leben muss – das erscheint über die Massen irritierend. Ein Bekenntnis zu demokratischen, freiheitlichen Werten sähe anders aus. Oder, um es mit dem deutschen Grünen-Politiker Cem Özdemir zu sagen: Wer hier in der Schweiz glücklich werden will, sollte seine Antennen nicht nach Ankara ausrichten. Denn die Musik spielt hier, in der liberalen Schweiz, in der selbst gewählten Heimat. 

 

 

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