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Album

Anne Rüffer ist Verlegerin und Dokumentarfilmerin

Der Mut, zu sprechen

Von: Anne Rüffer

08. November 2016

Ganz besonders in der Türkei ist es momentan nicht ratsam, den Mund aufzumachen. Zurzeit jagen sich von dort die Nachrichten über Menschen, die von der Strasse weg verhaftet werden, in Gefängnissen verschwinden und mundtot gemacht werden. Dabei genügt bereits ein vager Verdacht, und schon kann es an der Tür klingeln – wenn denn überhaupt noch geklingelt wird . . .

Die Furcht vor dem offen ausgesprochenen Wort ist sichtlich gestiegen, noch grösser die Furcht vor den niedergeschriebenen Worten. Darum trifft es vor allem Journalisten und Schriftsteller sowie Lehrer, die die Worte an die Jugend weitergeben. Doch auch Musiker sind längst nicht mehr sicher. Im Iran soll ein Aktivist, diesmal ein Rapper, ins Gefängnis, nachdem ihm 75 Peitschenhiebe seine «westlichen Umtriebe» ausgetrieben haben . . .

Die Liste liesse sich beliebig verlängern, und doch zeigen viele Schriftsteller und Künstler, was wahrer Mut bedeutet. Sie lassen sich das offene Wort nicht verbieten und sind sogar bereit, dafür ins Gefängnis zu gehen. Wie Asli Erdogan – welche Ironie, dass der mutigen Journalistin und Schrift­stellerin, die seit dem 16. August in Istanbul im Gefängnis sitzt, ausge- rechnet von jemandem mit gleichem Namen (nicht verwandt!) «Volks­verhetzung» vorgeworfen wird.

Auch Can Dündar, bis Sommer 2016 Chefredaktor der unabhängigen türkischen Tageszeitung «Cumhuriyet», drohen Folter und Gefängnis, weil er es wagte, über geheime, mutmasslich illegale Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes MIT an islamische Milizen in Syrien im Jahr 2014 zu berichten. Als Vertreter der Redaktion von «Cumhuriyet», die mit dem Alternativen Nobelpreis 2016 ausgezeichnet wurde, spricht Can Dündar am 8. Dezember (18.30 Uhr) in der Aula der Universität Zürich über den Mut, sich in Zeiten von Unterdrückung und Terror den Mund nicht verbieten zu lassen: «Wir werden weiter schreiben!»

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