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Album

Der Sommer ist schuld

Von: Christian Messikommer

19. Dezember 2016

Ich kenne kaum jemanden, der 2016 nachtrauert: Brexit, Trump, dann all die Helden meiner Jugend, die weggestorben sind. Prince, Bowie, Cohen, Muhammad Ali, Götz George . . . Ich selber bin seltsamerweise auch nicht jünger geworden. Die Falten und die graue Matte versuche ich dennoch mit Würde zu tragen. Sie lenken ab von der zunehmenden Masse, die ich mit mir rumtrage. Irgendwie habe ich den Startschuss für den Badi-Body verpasst. Als Erklärung könnte ich jetzt den miesen Sommer anführen. (Mit Sommer meine ich nicht den Nati-Goalie, der an der EM 16 gegen die Polen keinen Elfer halten konnte, sondern die nasskalte Jahreszeit.)

Es ist jetzt nicht so, dass ich schwabbelige Speckrollen mit mir rumtrage, bei denen es in den Falten verkrustete Essensreste und Abfälle hat wie bei einem alten Theatersessel. Ich bin noch kein Michelin-Männchen, aber ich habe deutlich an Wucht zugelegt. Dabei gebe ich mich immer noch der Illusion hin, dass, wenn ein Hollywood-Regisseur mich für die 683. Verfilmung von «Tarzan» anfragen würde, ich mich innert weniger Monate auf Ryan-Gosling-Niveau bringen könnte. Das schlummert alles unter der Haut und wartet darauf, wiedererweckt zu werden. Bullshit! Purer Selbstbetrug. Mir fehlen dazu nicht nur der Ernährungsberater, der Diätkoch und ein Personal Trainer mit Navy-Seal-Drill-Sergeant-Format, sondern auch der Wille, so was zu tun. Gerade jetzt in der Adventszeit: Ich würde mir nie verzeihen, einen Zimtstern nicht probiert zu haben. Apropos: Warum heissen Brunsli, Mailänderli & Co. eigentlich Weihnachtsguetsli? Kein Mensch will die an Weihnachten essen, weil sie vorher viel besser schmecken. (Pro-Tipp: Am besten schmecken diejenigen, die man stibitzt.) Mein vorsichtig formulierter Vorsatz für 2017: Ich werde an meinem Gewicht arbeiten..

Christian Messikommer ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter.

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