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Album

Ein Freund geht

Von: Jan Strobel, Redaktor

23. Juli 2021

Die Klartext-Kolumne

Es geschah am helllichten Tag, hinter La Ferrière, einem Dorf im Berner Jura. Die Temperaturanzeige meines Autos schnellte auf 120 Grad hoch, die Warnleuchten begannen unkontrolliert zu flackern. Es war wie ein sich abzeichnender Absturz. Ein Ausweichmanöver in die Einfahrt eines Bauernhofs kurz vor dem jurassischen Niemandsland setzte schliesslich einer 15 Jahre langen Beziehung ein Ende. Mein Auto war nicht mehr zu retten, der Motorschaden total.

In den Tagen danach folgte ein emotionaler Rückblick, nicht gerade voller Trauer, aber doch leicht sentimental. Denn ein Auto, das mag vielen Velofahrern vielleicht nicht einleuchten, ist mitunter so etwas wie ein Freund. Es hängen Erlebnisse daran, Erinnerungen, eine Geschichte eben. Oder man hat sich schlicht daran gefreut. Aber das ist heute in unseren puritanischen Zeiten ja auch schon suspekt: Freude am Auto ist eine fast verbotene Freude. Das ist wie mit dem Rauchen oder mit zotigen Witzen. In Zürich wollten mich Freunde dann natürlich sofort von einem raschen Umstieg aufs Velo überzeugen, ein Umdenken sei ein Gebot der Stunde, meinten sie streng. Aber mit der Mobilität ist es wie mit dem Rauchen. Man kann nicht einfach so umsteigen.

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