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Album

Ein Schweizer Vorbild

Von: Werner Sieg

12. Mai 2015

Kennen Sie Paul Vogt (1900–1984)? Als junger Pfarrer in Walzenhausen setzte er sich für die Opfer der Stickereikrise ein und gründete das Hilfswerk für die Arbeitslosen in Appenzell A.-Rh. In einem Bauernhaus richtete er das Sozial­heim Sonneblick ein, eine Tagungsstätte, in der auch Bedürftige für einige Zeit Unterschlupf finden konnten. Nach Hitlers Machtergreifung wurde der Sonne­blick – nahe der Grenze gelegen – für viele Flüchtlinge zu ihrer ersten Anlaufstelle in der Schweiz. Ab 1936 war Vogt Pfarrer in Zürich-Seebach. Hier galt sein Einsatz insbesondere Industriearbeitern, die schwer unter der Wirtschaftskrise litten. Da er zur Bekennenden Kirche in Deutschland, denjenigen Protestanten, die in Opposition zu Hitler standen, engen Kontakt hatte, hatte er auch in Zürich schon bald für Flüchtlinge zu sorgen.


 1942, als der Bundesrat sein beschämendes «Das Boot ist voll!» verkündete und die Juden an der Grenze zurückschicken liess, gründete er das evangelische Flüchtlingspfarramt. Er sammelte Geld, organisierte eine Freiplatzaktion für jüdische Kinder in christlichen Familien, arbeitete eng mit den Schweizer Juden zusammen. 1943 wurde er vollamtlicher «Flüchtlingspfarrer». Er half mit, die Öffentlichkeit über die systematische Vernichtung der Juden zu informieren.


Was für ein Mann! Seine Erklärung für sein Tun tönt einfach: «Innerlich nötigte mich der Herr in meinem Gewissen durch sein Liebesgebot.»


Ich habe einst Geschichte studiert und viel erfahren über die Massenmörder unserer Zeit, über Hitler, Stalin, Mao und ihre Jünger. Über Menschen wie Paul Vogt wurde damals an der Uni kaum ein Wort verloren. Ich bin dankbar dafür, dass ihn nun Heinrich Rusterholz in einer umfassenden Darstellung gewürdigt hat.

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