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Album

Empathie für die Pflegerin

Von: Sacha Beuth

07. Juli 2020

Der Unfall im Zoo Zürich vom letzten Samstag, bei dem das Tigerweibchen Irina eine Pflegerin tödlich verletzte, erregt noch immer die Gemüter. Und wie immer in solchen Fällen fehlt es nicht am empörten Aufschrei der Tierrechtler, dass die Schuld am Vorfall in der Gefangenschaftshaltung des Raubtieres zu suchen sei und dass man die Tigerin bitte, bitte auf keinen Fall töten dürfe. Ein Beileid über den Tod der Pflegerin findet man in solchen Posts meist gar nicht oder es wird bestenfalls am Schluss so nebenbei erwähnt.

Das alles zeigt nicht nur, wie wenig Ahnung diese realitätsfernen Personen vom Verhalten von Grosskatzen haben, sondern auch, dass ihnen das Leben eines Tieres näherliegt als das eines Menschen. Denn ein Tiger ist und bleibt ein Raubtier. Er reagiert unter gewissen Umständen instinktiv mit einem Angriff, ob in der Natur oder im Zoo. Und auch in der Natur – zum Beispiel in Indien oder Sibirien – ereignen sich immer wieder Zwischenfälle mit Tiger und Mensch, die für Letzteren gelegentlich tödlich enden. Dann wird oft nicht eher geruht, als bis das «schuldige» Tier ebenfalls zur Strecke gebracht wurde. Dieses Schicksal bleibt Irina zumindest vorderhand erspart. Das ist gut so. Aber kein Grund, in Sachen Empathie den Tiger vor den getöteten Menschen und seine Hinterbliebenen zu stellen.

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