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Album

Goat

Von: Christian Messikommer

30. Januar 2017

Am Sonntag sassen wir alle in einer Zeitmaschine, die uns ein paar Jahre zurückversetzte. Am Australian Open machten die Williams-Schwestern das Finale unter sich aus, während sich Federer und Nadal mit dem Filzball um den Sieg prügelten. Federer wird jetzt nach dem Sieg in der angelsächsischen Presse jetzt als «Goat» gefeiert. Ich fand das recht komisch: Ziege. Was soll das? Er hat kein doofes Bärtchen und meckert auch nicht rum. Bis ich herausfand, Goat ist die Abkürzung für Greatest Of All Time. Damit kann man leben. Ein bisschen Hinterlist muss man dem Rotscher aber schon attestieren. Nachdem er gegen Nadal jahrelang keinen Blumentopf mehr gewinnen konnte, hat er einfach hart trainiert und gewartet, bis Nadal auch alt ist und ihn dann gebodigt.

Irritiert hat lediglich Nadals … hm, wie soll man das nennen? Oberflächliches Erbrechen bei jedem Schlag. Hat er schon früher solch gutturale Laute von sich gegeben? Wenn ja, habe ich es verdrängt. Wieauchimmer – mit seinen 35 Jahren ist Federer eine echte Inspiration für uns welkende Männer. Wer da noch in der Weltspitze dabei ist, spielt sonst eher Golf oder Schach und nicht Tennis. Eigentlich hätte er sich längst aus dem Spitzensport zurückziehen und im Golfklub Margeritas schlürfen können, um dann ein paar Jahre später als Teilnehmer im Dschungelcamp ein letztes Mal an die mediale Oberfläche gespült zu werden, so wie das Martina Navratilova gemacht hat, die andere grosse Dame des Weissen Sports.

Vielleicht hat ihm aber einfach noch keiner gesagt, dass er zu alt ist für den Spitzensport. Das ist gut so, denn sonst hätte er nicht den 18. Grand-Slam-Titel geholt. A propos 18: Vor zwei Wochen haben wir in der Familie gefeiert: Ich bin jetzt Vater einer erwachsenen Tochter. Das war mein persönlicher Grand Slam.

Christian Messikommer ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter.

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