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Album

Heilender Trash

Von: Clarissa Rohrbach

20. Juni 2017

Mir wurde einmal gesagt, ich hätte zu hohe Ansprüche. Das stimmt, ich wurde so erzogen. Ich lese Bücher von Nobelpreisträgern und schaue Autorenfilme. Doch vor allem wenn es mir schlecht geht, will ich mich gehen lassen, auf den guten Geschmack pfeifen und nur das tun, worauf ich Lust habe. Und siehe da: Ich habe herausgefunden, dass es nicht diese ach so kultivierten Sachen sind, die unser Belohnungssystem aktivieren, sondern eben diejenigen, die meine Freunde als Trash bezeichnen. Wenn ich also traurig bin, nützt ein finnischer Arthouse-Film nichts. Da braucht es einen kitschigen Jennifer-Lopez-Streifen. Dessen plumpe Weltanschauung löst in mir Ruhe aus, «alles ist gut», scheint der klischierte Film zu mir zu sagen. Das Gleiche gilt für den Double-Cheeseburger mit Bacon. Der heilt auch. Denn Fast Food hat nämlich viel mit Hollywood-Blockbustern gemeinsam. Sie vereinfachen die Welt und machen sie bewältigbar. Ich habe so manchen intellektuellen Freund, der das mal ausprobieren sollte. Denn: Anspruchsvolles beflügelt zwar den Geist, aber nicht das Glückszentrum. Ein Hoch also auf den Trash! 

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