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Her mit dem Bier!
Von: Gabriele Spiller
Neulich fuhr ich am frühen Abend mit der S-Bahn und beobachtete, wie viele Menschen sich an einer Flasche Bier festhielten. Vom Handwerker über den Banker mit gelockerter Krawatte bis zum Sekschüler; ob männlich oder weiblich, ob allein vor sich hin sinnierend oder in lustiger Runde: Das Feierabendbier, noch bevor man sein Zuhause erreicht hat, hat sich etabliert. Früher wurde die erste Flasche geöffnet, wenn man im Privaten war, oder noch besser, man freute sich auf eine frisch gezapfte Stange in der Quartierbeiz. Ich sehe noch meinen Grosspapa vor mir, der den Harass mit Falkenbräu auf dem Töff nach Hause transportierte. Aber heute mag man nicht mehr warten. Plopp, zisch; was die anderen denken, scheint sowieso egal.
Das Phänomen gibt es auch in den Nachbarländern. Aus dem unter hoher Jugendarbeitslosigkeit leidenden Spanien kommen die Botellón-Partys, wo man sich seit den 1980er-Jahren mit Alkohol (und Limonade zum Mixen) im öffentlichen Raum trifft, weil das billiger ist, als im Club zu trinken. Bei den Jungen, die den Gerstensaft unkontrolliert in sich hineinschütten, muss ich immer daran denken, dass sie wohl nie von Mamis «Schoppen» entwöhnt wurden. Besser eine Dose in der Hand als gar nichts.
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