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Album

Ich glotz TeVau

Von: Messis Welt

18. April 2017

Ich habe irgendwie das vergangene Vierteljahrhundert ohne Fernsehen geschafft. In meiner ersten Wohnung hatte ich noch so ein Ding. Es war für heutige Verhältnisse monströs. Nicht die Bildschirmdiagonale, sondern das Gehäuse, das die Bildröhre und die Elektronik beherbergte. Heutige Kinder würden sicher fragen: «Was ist das für ein Möbel hinter dem Monitor?» Dass ich später keinen Fernseher mehr hatte, lag nicht daran, dass ich mir keinen leisten konnte, nein, ich konnte damit einfach nicht umgehen. Früher gabs nach Mitternacht kein Programm mehr, und man ging zu Bett. Meistens war ich aber schon vorher auf dem Sofa eingeschlafen und unterkühlt aufgewacht mit einer kleinen Speichelpfütze unter dem Mund. Yuck!

Auf der Mattscheibe lief entweder das Testbild des Senders, oder es war weisses Rauschen, das man damals «Ameisenrennen» nannte. Fernseher ausschalten, ab ins Bett. Am nächsten Morgen hatte ich genug Schlaf. Fast forward zu meiner ersten eigenen Wohnung: Damals hatten die Sender schon bis weit nach Mitternacht Programm und schalteten danach diese unsäglichen Dauerwerbesendungen auf, wo sie zum Beispiel Küchenmesser verkaufen, mit denen sie im Studio einem Auto den Kotflügel wegschneiden. Tönt doof, war es auch. Egal, ich habe alles geschaut und gezappt. Man hätte mich vor eine Waschmaschine mit einem farbigen Sud setzen können, ich hätte auch zugeschaut. Es war also reiner Selbstschutz, dass ich den Fernseher entsorgt habe. Und heute hängt so ein Teil bei meiner Tochter an der Wand. Hat sie vom Götti auf den 18. bekommen. Danke Stephan. Im Nachhinein bedaure ich, dass ich damals deinen Kiddies nicht das Schlagzeug geschenkt habe.

Christian Messikommer ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter.

www.messiswelt.com

 

 

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