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Album

Klein, aber oho!

Von: Rita Angelone

26. Oktober 2021

Die Angelones

Auch wenn ich auf Äusserlichkeiten keinen Wert lege, gibt es doch eine Handvoll Dinge, die ich mir in Sachen Aussehen leicht anders gewünscht hätte, wenn ich hätte wählen können. Eine kleinere Nase, weniger stark ausgeprägte Schlupf- lider und ja, ein paar Zentimeter mehr Körperlänge. Unter diesen «Schönheitsmakeln» habe ich allerdings nie wirklich gelitten und niemand hat mich deswegen je gehänselt oder gar gemobbt. Aber ich wurde zeitlebens doch immer wieder mit meinen persönlichen «Wiedererkennungsmerkmalen» konfrontiert, im Sinne von: «Deine Nase ist nicht gross, neinnein, sie zeugt einfach von einem starken Charakter. Haha.» «Hast du asiatische Vorfahren? Wegen deiner Augen meine ich. Haha.» «Klein, aber oho, gell? Haha.» Sie verstehen sicher, dass ich solche Sprüche trotz meinem gesunden Selbstwertgefühl nie wirklich lustig fand. Erst recht nicht im beruflichen Umfeld, wo sich zum Beispiel eine geringe Körpergrösse nachweislich negativ in Bezug auf Respekt, Entlöhnung und Beförderungspotenzial auswirkt.

Umso mehr habe ich die letzten Jahre genossen, in denen mein Aussehen oder meine Statur in meinem reduzierten Wirkungskreis Familie keine Rolle spielten. Für meine Buben war ich in all den Jahren ohnehin immer die Schönste und die Grösste. War. Denn seit Kurzem hat mich auch der Jüngere in Sachen Körpergrösse deutlich überholt und schaut – genauso wie sein Bruder – nun auf mich herun- ter. «Mamma, du bist ja unglaublich klein, wie geht das?», sagt er des Öfteren und macht dazu ein halb schelmisches, halb mitleidiges Gesicht.

Wie das geht? «In der Kürze liegt die Würze», sage ich dann meinen leicht überheblichen Jungs und erinnere mich, wie oft ich aus diesem Spruch Kraft schöpfte und mich daran aufbaute, als ich inmitten von grösseren Menschen stand und mir trotz bescheidener Körpergrösse Gehör und Respekt verschaffte. Man ist eben nie zu klein, um grossartig zu sein. Haha.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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