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Album

Maja tratscht aus Thailand

06. Januar 2015

19-mal. In fünf Tagen. Ich hab gezählt. 19-mal in fünf Tagen Thailand habe ich «My Heart Will Go On» von Céline Dion gehört. In der Originalfassung, in der Panflötenversion während der Massage, live von einer Band gesungen und in zwei verschiedenen Karaokebars irgendwo zwischen Bangkok, Krabi und der Insel Koh Lanta. Jedes Mal fühlte ich mich wie damals mit 15, als ich unglaublich verknallt in einen Jungen war, der nichts von mir wissen wollte. Fairerweise muss ich sagen, dass er auch nichts von den Schmetterlingen in meinem Bauch wusste. Jedenfalls hat mich Célines Ballade durch die schwierige Zeit begleitet. Mein erster Liebeskummer dauerte rund zwei Monate. Während acht Wochen musste meine Familie mit mir da durch. «Every night in my dreams, I see you, I feel you . . .» dröhnte es in Endlosschlaufe aus meinem Zimmer. In der Zwischenzeit sind 20 Jahre vergangen. Ist den Thais egal. Mir auch. Als grosser Céline-Fan freute ich mich auch auf das 20. Mal «My Heart Will Go On».

Nur mein Freund, der zurzeit mit mir durchs Land des Lächelns reist, verzieht die Miene. Er hats nicht so mit Céline & Co. Er ist mehr der Metal-Typ. So kann er sich auch nicht für «I Will Always Love You» von Whitney Houston oder «I’ll Never Break Your Heart» von den Backstreet Boys begeistern. Das sind die Lieder, die nach Céline am zweitmeisten gespielt werden. Letzteres summte die Masseuse, die mir letzthin während des Aloe-vera-Treatments gefühlt jegliche Knochen brach. Sie sei eben grosser Boyband-Fan. Ob sie mir erklären kann, warum 2015 hier im Land immer noch alle auf uralte Musik setzen, wollte ich wissen. Sie verstand wenig, formte mit ihren Händen aber ein Herz, um dieses mit dem Wort «Romantic» zu unterstreichen. Ich verstand und lächelte. Am nächsten Tag sah ich die Masseuse wieder. Sie nahm mir meine Kopfhörer ab, um reinzuhören. Es lief gerade «Shake It Off» von Taylor Swift. «Noooo good», warf sie mir an den Kopf. Ich versuchte sie mit Snoop Dogg zu begeistern. Keine Chance. Erst als sie den Tönen von Baschis «Gib mer ä Chance»-Lied lauschte, lächelte sie. Thais lieben Balladen. Das wurde mir in diesem Moment klar. Im selben ertönte «My Heart Will Go On» aus den Miniboxen am Strand. Zum 20. Mal. Mein Freund setzte sofort seine Kopfhörer auf. Seinen Hang zu harten Gitarrenriffs finde ich heute sexy. Trotzdem fühlte ich mich wieder wie schüchterne 15. Also nutze ich die Gelegenheit, um das zu tun, was mir damals unmöglich schien. T. W. aus H.: Ich war unsterblich in dich verschossen.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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