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Album

Maja tratscht aus Thailand

13. Januar 2015

Wer das Risiko liebt, fällt auch mal auf die Schnauze. Ist uns hier auf Koh Lanta, einer wunderbaren kleinen Insel in der Nähe von Krabi passiert. Da wir, abgesehen von Hin- und Rückflug, so gut wie nichts gebucht haben, können wir uns unsere Hotels aussuchen. Oder auch nicht. Nachdem ich nach drei vollen Boutique-Hotels die Nerven verlor, landeten wir in einem Pauschaltourismusbunker.

150 Bungalows, zwei Swimmingpools, abgestandes Buffet-Frühstück und reservierte Liegestühle, so weit das Auge reicht. Hier beigen Touristen so viel Essen auf ihre Teller, dass sie mehr als die  Hälfte davon stehen lassen. Alle zwei Meter liegt ein Kind schreiend auf dem Boden. Zwei Paare, die hier ihre Päärliferien verbringen, kennen auf ihren Liegestühlen links vom Pool, die sie Tag für Tag belagern, nur ein Thema: Wer holt das nächste Bier? Mein Freund und seine Schwester, die derzeit mit uns unterwegs ist, finden die Situation lustig. Ich nicht. Vor acht Jahren jobbte ich während einer Saison als Reiseleiterin in der Türkei. Während acht Monaten dominierten Pauschaltouristen mein Leben. «Sie Frölein, d Russe im Hotel sind schampar luut. Das hät eus niemert gseit.» Gut erinnern kann ich mich auch an einen Anruf, der mich nachts kurz nach 3 weckte: «Grüezi Frau Maja, Sie, euse Färnseh im Hotelzimmer lauft nöd.» Noch mal. Morgens, kurz nach 3. Ich fragte, ob der Gast schon einmal gecheckt hat, ob in der Fernbedienung Batterien sind. Hat er natürlich nicht. Und natürlich fehlten Batterien. Ich verwies den Guten an die Réception. Er erhielt Batterien. Ich einen knappen Nervenzusammenbruch. Zurück nach Koh Lanta. Mein Freund und seine Schwester lachen herzhaft über meine Reiseleitergeschichten. «Hey, Pauschaltouristen finde ich super», sagt mein Freund. Ich zieh die  Augenbrauen hoch. «Sie sind wie ein Warnschild. Wo sie sind, wissen wir, dass wir schnell wegmüssen», erklärt er. Just in diesem Moment bäumt sich ein Deutscher mit Glatze und Tribal-Tattoos vor ihm auf. Er habe seine Liege – Achtung – geklaut. Der Deutsche liege schliesslich jeden Tag hier. Auch seine Frau tötet uns mit ihrem Blick. Wir entscheiden uns gegen eine Diskussion und für eine Rollerfahrt an einen Strand fernab von pöbelnden Bier trinkenden Menschen. In einer versifften Bar geh ich aufs Klo. Die Wände sind voll gekritzelt mit Obszenitätenparolen an die Adresse vieler Ex-Liebschaften. Trotzdem ist die Stimmung hier friedlicher und entspannter als in der All-Inclusive- – ich sag, wies ist – Hölle.

Klatschkolumnistin Maja Zivadinovic
ist Redaktorin bei Tilllate und «20 Minuten».

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