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Album

Mamma geht baden

Von: Rita Angelone

30. Juni 2020

Die Angelones

Freude herrscht! Die Badis sind offen und das Wetter ist sommerlich warm. Alle finden das schampar toll – allen voran meine Jungs. «Mamma, ich brauche eine neue Badehose!», ruft der eine beim Nachhausekommen, während er noch auf der Türschwelle steht. Kein Problem, denke ich mir, dann besorge ich dir eine. So wie ich das in den letzten Jahren immer gemacht habe. Ich war immer unglaublich stolz und dankbar darüber, wie genügsam und unkompliziert meine Jungs in dieser Frage waren und kommentarlos akzeptierten, was ich ihnen an neuen Kleidern oder Schuhen nach Hause brachte. «Ich gehe selber eine shoppen, okay?» Noch bevor ich ihm antworten konnte, stand bereits der andere im Türrahmen: «Mamma, ich gehe heute Abend in die Badi und esse dort Znacht, okay?»

In meinem Kopf drehten sich plötzlich ganz viele Gedanken: Wie alt war ich denn genau, als ich mein Bikini selber shoppen wollte? Wann genau liessen mich meine Eltern erstmals mit meinen Freundinnen abends in die Badi gehen? Wie ging ich als Kind mit den elterlichen Regeln um? Wie gehen die Eltern der Kollegen meiner Jungs mit diesen neuen Ansprüchen um? In meinem Herzen spürte ich eine Mischung zwischen Überraschung und Beleidigung ob der Unbekümmertheit dieser neuen Anspruchshaltung, aber auch Enttäuschung und Trauer ob der Erkenntnis, dass es sich dabei um einen weiteren (für sie tollen) Selbständigkeits- bzw. (für mich schmerzhaften) Abnabelungsschritt handelte. Einmal mehr wurde ich von einem Augenblick auf den anderen völlig unerwartet auf dem falschen Fuss erwischt. Über meine Lippen kam – sehr unüblich für mich – vorerst keine Antwort.

Der eine ist jedenfalls einen Tag später in die Badi. Allerdings nachmittags. Und nur zum Zvieri. Der andere geht demnächst alleine in die Stadt und shoppt seine Badehose halt ohne mich. Hoch lebe die neugewonnene Unabhängigkeit meiner Jungs – derweil ich als Mamma langsam, aber sicher baden gehe ...

Blog: www.dieangelones.ch

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