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Mut zur Entschleunigung
Von: Lorena Sauter
Langsamer werden hier, einen Gang runterfahren dort – Entschleunigung liegt im Trend. Macht Sinn. Unsere Gesellschaft scheint nur befriedigt, wenn sie drei Termine auf einmal erledigen, nebenbei Anrufe entgegennehmen und gleichzeitig Whatsapp-Chats beantworten kann. Ich kenns. Als Millennial bin ich natürlich ständig online, checke permanent News und beantworte Nachrichten stets sofort. Logisch, bin ich das perfekte Opfer für die Schlagzeilen rund um den Verlangsamungstrend.
Ausmalen, Malen nach Zahlen, Mandalas malen, Pfeife rauchen, Fischen – nur einige Dinge, welche die Medien gestressten Menschen wie mir schmackhaft machen wollen. Würde helfen, heissts. Ich soll ernsthaft zwischen Zahlen Linien ziehen, um beim Anblick eines herzigen Hundes Entspannung zu erlangen?
Nix für mich. Zu doof, zu durchschaubar.
Dachte ich und würd ich noch immer denken, hätt mich nicht mein Freund erwischt. Beim Brotbacken. Nicht, dass ich das heimlich täte, bloss war ich mir dessen Ursache und Wirkung nicht bewusst, bis er mich kürzlich anlächelte und meinte: «Schon lustig, dass ausgerechnet du plötzlich Freude am Brotbacken hast.» Meine Antwort: «Ich fahre halt ein bisschen runter.» Bäm, draussen wars. Unbewusst
hab ich offenbar meinen persönlichen Weg der Entschleunigung gefunden. Brot statt Hund und Fisch sozusagen.
Lorena Sauter (32) ist
Journalistin bei «20 Minuten» und vertritt während der Ferien Rita Angelone.
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