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Topmotiviert, aber nicht übermütig
Von: Doris Fiala
Wer selber Niederlagen und Tränen erlebt hat, kann dem politischen Gegner gegenüber auch im Sieg keine Häme empfinden. Wer selber so lange gekämpft hat, freut sich zwar von tiefem Herzen über Erfolg, wird sich aber nicht verleiten lassen, sich zu wichtig zu nehmen. Zu sehr hat der, welcher Wechselbäder der Gefühle selber erfahren hat, erkannt, dass die Politik ein unglaublich unberechenbares und emotionales, ja vollends volatiles «Geschäft» ist. Niederlagen wie Siege hängen nie von einer einzelnen Person ab und liegen oft brutal nahe beieinander. Immer sind es zudem auch Grosswetterlagen und ein Zeitgeist, die vieles beeinflussen.
Dass aber der Freisinn keine Modeerscheinung ist und liberaler Geist viele Menschen zu überzeugen vermag, das stimmt mich hoffnungsvoll für ein Land, welches auf liberalem Geist gegründet und dadurch auch wirtschaftlich stark wurde. Vor allem fühle ich am Tag nach den Kantons- und Regierungsratswahlen aber Verpflichtung, den Begriff der Freiheit weiterhin und bewusst auch an den Begriff der Verantwortung zu koppeln. Liberalismus bedeutet nicht, dass jeder machen kann, was er will. Es bedeutet vielmehr, Verantwortung zu leben, Minderheiten einzubinden und sich gewahr zu sein, dass es in einer Demokratie alle gemeinsam braucht, wollen wir die Schweiz und ihren sozialen Frieden wahren.
Der tiefe Wähleranteil bereitet mir Stirnrunzeln. Ich möchte alles daran setzen, Jung und Alt vermehrt zu motivieren, ihre politischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen und werde mich mit meiner Partei deshalb intensiv auch für mögliches «E-Voting» einsetzen. Das dürfte allenfalls die Jungen und auch die Junggebliebenen motivieren, sich in die Politik wieder und neu einzuschalten. Auch hier gilt es, den Zeitgeist zu erkennen und vorwärtszumachen.
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Leserkommentare
Andreas Stahel - weiter so...!!
Helen Hagenbüchle - Liebe Frau Fiala,
auch wir freuen uns sehr über den Wahlerfolg des Top-5 -Tickets der Bürgerlichen und vor allem der FDP. Was mir weniger gefällt, ist, dass die FDP am Tag selbst und danach überall den hilfreichen Einfluss der Unterstützung durch die
mehr anzeigen ... SVP verleugnet oder totschweigt. Der Sieg wäre ohne die Stimmen der SVP-Wähler weniger glanzvoll ausgefallen. Dabei haben die beiden bürgerlichsten Parteien im Land sehr viel gemeinsam, vor allem in der EU-Politik ticken sie etwas anders. Wobei zu sagen wäre, dass die Interpretation der MEI durch die FDP nicht hilfreich ist und auch die Stimmung im Volk falsch beurteilt: die Befürworter der MEI haben gar nicht "Angst vor den Fremden" und sind auch keine Verächter von Minderheiten. Nein, sie sehen einfach, dass die sehr strapazierte Fläche der Schweiz nicht jedes Jahr nochmals neue 80000 Einwanderer verdauen kann und nehmen daher eine Schrumpfung des Wirtschaftswachstums bewusst in Kauf. Wer Angstmacherei in dieser Sache betreibt ist die FDP, welche die SVP bewusst missversteht, um politisches Kapital daraus zu schlagen. Aber dieser Schuss wird ins eigene Bein gehen! Trotzdem: meinen herzlichen Glückwunsch an die Adresse der FDP, Helen Hagenbüchle