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Album

Von Eseln und Kindern

Von: Rita Angelone

27. Mai 2014

Kürzlich haben wir eine Eselwanderung unternommen, doch ganz so entspannt wie für unsere Buben war die Sache für uns Eltern allerdings nicht. Zumindest anfänglich. Denn das Familienoberhaupt und ich mussten die Tiere führen, und wer schon einmal Esel geführt hat, weiss, wie diffizil das ist.

Esel sind Herdentiere, die über eine Rangordnung verfügen. Will der Mensch führen, muss er ein Leittier darstellen. Leichter gesagt als getan, vor allem für mich, die an jenem Tag ausgerechnet das Alphatier der Herde zugeteilt erhielt . . .

Nichtsdestotrotz: Um als Leittiere betrachtet zu werden, haben wir zuerst – durch liebevolles Striegeln und Bürsten – gemeinsam mit unseren Buben das Vertrauen der Tiere gewonnen und die Basics im Umgang mit diesem ältesten Haustier erlernt. Dann haben wir Eltern gelernt, mit Körperhaltung und Sprache Selbstsicherheit auszustrahlen, immer konzentriert zu sein, wachsam auf Signale zu achten, immerzu klare Anweisungen zu erteilen und vor allem: konsequent zu bleiben. Auch lassen sich Esel – anders als Pferde – nicht einfach so dressieren oder übertölpeln. Dies zeugt nicht von Sturheit oder Dummheit, sondern von einer grossen Intelligenz. Ein Esel tut erst etwas, wenn er davon überzeugt ist. Alles Ziehen und Schimpfen nützt nichts – mit Eseln kommt man nur mit Authentizität, Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft weiter!

Vieles erinnert uns ans Familienleben, an die Kindererziehung, an den zuerst noch so unbeholfenen, unsicheren Umgang mit Babys und die später gewonnene Selbstsicherheit im Umgang mit Kindern, an die ständige Vorbildfunktion, Klarheit und Überzeugungskraft, die man an den Tag legen muss, aber auch an die immer stärker werdende, ebenfalls auf Zuwendung beruhende Bindung, die nur auf Vertrauen basieren kann.

Wen wunderts also, dass Eltern den Dreh mit Eseln viel rascher heraushaben als (kinderlose) Führungskräfte, die zu solchen Eselsbegegnungen geschickt werden, um ihre Führungskompetenzen zu verbessern.

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