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Album

Wir Zürcher

Von: Nicolas Y. Aebi

11. Oktober 2016

Zürich hat 410 000 Einwohner. 130 000 von ihnen sind Ausländer aus 169 Nationen. Wir stellen hier jede Woche Vertreter eines dieser Länder vor. Diese Woche: Die Afghanen, von denen 437 in Zürich leben.

Fatime Haydari (2. v. r.), Omid Sharif (2. v. l.), Muhamed Ahmadi (ganz links) und Samiullah Azadi (ganz rechts) sind alle vor mehr als einem Jahr aus Afghanistan in die Schweiz geflohen. Nun besuchen sie dreimal die Woche im Gemeindehaus Hottingen Intensiv-Deutschkurse.Omid: «Mein Vater wurde von den Taliban getötet, obwohl er niemandem etwas getan hatte. Ich bin dann mit dem Auto allein in den Iran geflüchtet. Das war enorm gefährlich. Viele Hundert Kilometer habe ich schliesslich zu Fuss zurückgelegt und bin von der Türkei aus mit dem Schiff nach Griechenland gelangt. Nach der langen Reise wurde ich an der deutsch-schweizerischen Grenze von der Grenzpolizei auf­genommen und in verschiedene Asylunterkünfte gebracht. Erst war ich in Basel, und vor einem Jahr bin ich dann nach Zürich gekommen. Zu meiner Mutter in Afghanistan habe ich selten Kontakt, weil sie auf dem Dorf lebt, und da sind Telefone rar.» Fatime kämpfte in ihrer Heimat mit massiven Problemen. Schon mit 14 wurde sie verheiratet und bekam ein Kind. Mit ihrer Tochter floh sie in die Schweiz. Heute ist sie geschieden, und ihre sechsjährige Tochter geht bereits in den zweiten Kindergarten: «Ich möchte gern eine Ausbildung zur Sekretärin machen, denn das ist mein Traumberuf», sagt die junge Frau.

Muhamed berichtet: «Meine Mutter ist vor vier Jahren verstorben, und mein Vater lebte dann mit einer anderen Frau zusammen. Ich habe mich vor zwei Jahren auf die Reise gemacht. In Zürich möchte ich sehr gern einmal auf der Post am Schalter arbeiten. Der Umgang mit den Menschen würde mir gefallen.» Samiullah: «Ich habe erfahren, dass sich die Schweiz aus den beiden Weltkriegen rausgehalten hat. Ich habe in meiner Heimat viele schlimme Dinge gesehen und wusste daher sofort: Ich will in das Land, wo es seit über hundert Jahren keinen Krieg gab.»
Die Asylverfahren der 19- bis 21-Jährigen sind noch hängig.

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