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Bild: Nicolas Y. Aebi

Wir Zürcher

Von: Nicolas Y. Aebi

31. Januar 2017

Zürich hat 410 000 Einwohner. 130 000 von ihnen sind Ausländer aus 169 Nationen. Wir stellen hier jede Woche Vertreter eines dieser Länder vor. Diese Woche: Die Palästinenser.

Die Nationalität von Malek Tahhan zu definieren, ist gar nicht so einfach. Eigentlich ist er Palästinenser, nur ist Palästina als Nation nicht überall anerkannt (und in der Einwohnerstatistik der Stadt Zürich nicht gesondert ausgewiesen). In Jerusalem zur Welt gekommen und aufgewachsen, kam er im Jahr 2000 der Liebe wegen in die Schweiz. «Als ich nach sieben Jahren meinen israelischen Aufenthaltsstatus nicht verlängert habe, verlor ich das Einreiserecht in mein Heimats- und Geburtsland. Nun bin ich staatenlos.» In der Stadt Zürich leben zurzeit 73 Menschen, deren Staatsangehörigkeit offiziell als «unbekannt» ausgewiesen wird. Selbst als seine Mutter letztes Jahr nach langer Krankheit verstarb, habe es für ihn keine Möglichkeit gegeben, sich dort von ihr zu verabschieden. «Ich empfinde das natürlich als grosse Frechheit, ich vermisse mein Heimatland und meine Familie sehr – ich bin das sechste von elf Geschwistern. Ich hatte eine schöne Kindheit und Jugend in Jerusalem und hatte jüdische und christliche Freunde. Ich spreche auch fliessend Hebräisch. Ich verstehe nicht, warum andere Menschen mehr Rechte haben, in Jerusalem zu leben als ich. Es ist doch meine Heimat!»

In Zürich lebt er seit zwei Jahren. «Ich war erst Handlanger auf dem Bau, heute arbeite ich als Kranführer oder fahre Bagger. Zusätzlich absolviere ich gerade die LKW-Prüfung und habe die Hälfte der Fahrstunden schon hinter mir», erzählt der Vater einer fünfzehnjährigen Tochter. «Auf dem Bau und in meinem privaten Leben habe ich viel mit Einheimischen und verschiedenen Menschen aus allen Nationen zu tun. Meine Tochter heisst Dunia. Das heisst auf Arabisch ‹Welt›. Seit ich hier bin, fühle ich mich sehr wohl, und ich habe gute Freunde hier.»

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